Verschiebe nicht auf morgen, was Du genauso gut auf übermorgen verschieben kannst.
-Mark Twain
Als ich Dir zwei Wochen meine Produktivitäts-Geheimwaffen vorstellte, wusste ich schon, dass dieser Artikel nicht lange auf sich warten wird.
Denn meine letzten Monate waren Verrückt, mit großen V. Es ist so viel passiert, ich habe so viel geschafft (manche Projekte kennst Du schon, über andere kann ich noch nicht sprechen, aber sie werden Dich umhauen!).
Und bei aller Produktivität stand auf meiner Ziele-Liste auch immer ein Punkt: freie Sonntage. Mittelfristig sollen Samstag und Sonntag frei sein, vorerst gebe ich mich aber mit einem Tag zufrieden.
Ein Tag, an dem ich nur das tue, wonach mir der Sinn steht. Ein Tag, den ich mit dem Mann verbringe und seit dieser Woche auch endlich wieder mit unserem Hund. Ein Tag, an dem ich stundenlang mit dem Kindle im Bett liege und tolle Bücher verschlinge.
Das F-Wort
Bei aller Produktivität und allen Hummeln im Hintern entdecke ich in also in den letzten Wochen und Monaten immer mehr die Langsamkeit für mich. Und auch, ich trau mich fast gar nicht, das zu sagen, die Faulheit.
Nimm vorletzten Sonntag zum Beispiel: Ich verließ das Bett gegen halb zehn für zwei Tassen Kaffee, dann legte ich mich mit dem Kindle wieder hinein und las bis 14 Uhr. Dann aßen wir was, spazierten eine Runde durch die Nachbarschaft und chillten weiter.
Mein Laptop blieb aus, das Smartphone nur für Anrufe meiner Familie erreichbar und meine Seele baumelte so herum.
Puh, ich weiß, in Deutschland ist das echt frevelhaft, dieses F-Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. Ungefähr so, wie fundamentale Gläubige in den USA explodieren, wenn sie Fuck hören, reagieren die Leute hierzulande auf die Faulheit.
Faulheit kommt hier einfach nicht vor. Wurdest Du von Deinen Eltern, Lehrern oder wem auch immer darin unterstützt, faul zu sein? Vermutlich genauso wenig wie ich. Faulheit wurde in meinem Umfeld in einem Atemzug genannt mit Dummheit und Versagen.
Die Vorteile der Faulheit
Und dann braucht man ja auch noch Zeit, um nur dazusitzen und vor sich hinzustarren
-Astrid Lindgren
Dabei lohnt es sich, mal so richtig die Seele baumeln zu lassen. Eine meiner besten Businessideen überhaupt kam mir nach einem faulen Sonntag, als der Mann und ich beschlossen, gegen neun noch eben auf ein Feierabendbier zu gehen.
Faulheit macht uns kreativ.
Sie bugsiert Dein Gehirn in Overdrive. Deine gewohnten Strukturen existieren nicht mehr, wenn Du faulenzt.
Nur noch Du existierst vor Dich hin. Die Faulheit markiert den Moment, in dem Du Deine Bedürfnisse an die erste Stelle stellst. Du erlaubst Dir, wichtiger zu sein, als alles, was Du „dringend mal erledigen müsstest“ oder „schon ewig mal vorhattest“.
Glaub mir, allein für diese Erkenntnis lohnt es sich, mal einen Tag im Bett zu verbringen. (Denn heads up: Du BIST wichtiger, als alle diese To-Do-Listen-Füller!)
Im Faulenzen zapfst Du eine endlose Quelle an Energie an. Du merkst förmlich, wie Deine Batterien sich aufladen, während Du herumliegst, dem Regen zuhörst, feine Musik läufst oder Du ein gutes Buch genießt.
Anleitung zum Faulenzen
Und da gehen wir doch gleich mal ans Eingemachte! Hey, keine Sorge. Dafür brauchst Du noch nicht mal Deinen Schlafanzug ausziehen. Außer Du liegst gern nackt rum, nur zu, you go, girl!
Das richtige Mindset
Die wichtigste Zutat für gepflegtes Faulenzen ist Deine innere Einstellung, oder auf neudeutsch, Dein Mindset. Wenn Dir gepredigt wurde, dass Faulheit eine Sünde ist, faule Menschen irgendwann auf Hartz IV oder, schlimmer noch, unter der Brücke landen, kannst Du faule Momente garantiert nicht optimal für Dich ausnutzen.
Überlege Dir genau, was Faul sein für Dich bedeutet. Lass alle negativen Ansichten los und definiere Deine Idee des Faulenzens neu.
Meistens ist es ohnehin so, dass Deine Faulheit Dir eine deutliche Botschaft sendet. Hör genau hin!
Eigener Rhythmus
Seit einiger Zeit nehme ich mir eine ausgiebige Mittagspause, in der ich mein YouTube-Video sehe, manchmal ein Nickerchen mache, faul herumliege, mich sonne oder sonst was tue, wonach mir der Sinn steht. Nun könntest Du sagen: Klar, ich hab geahnt, dass Home Office nicht funktioniert. Aber diese Phase der Ruhe gegen 14:30 spiegelt den natürlichen Ablauf wider, der für meinen Körper und Geist funktioniert.
Statt also, wie früher im Büro, pseudo-produktiv das Mittagstief zu übertünchen, genehmige ich mir diese halbe, dreiviertel Stunde nach dem Essen. Auch, weil das bedeutet, dass ich im Anschluss wirklich produktiv weiterarbeiten kann.
Fluch und Segen Prokrastination
Wenn Du durch Prokrastinieren „Zeit verschwendest“, überleg doch mal, ob Deine Faulheit gerade daraus resultiert, dass Du keinen Bock mehr auf eintönige Abläufe hast? Schiebst Du Aufgaben vor Dich hin, die Dir sinnfrei vorkommen (oder es sogar sind?). Es gibt kein Gesetz, dass Dir vorschreibt, Langeweile und Monotonie zu lieben!
Druck von Außen?
Gibt es jemanden, der Dir vermittelt, wie Du Dich gerade zu verhalten hast? Und fühlt es sich für Dich so an, als verhieltest Du Dich grade falsch? Spür dem ganz genau nach! Druck von Außen gilt es in vielen Fällen einfach mal auszuhalten. Niemand hat Dir vorzuschreiben, was Du gerade zu tun oder zu lassen hast. Und nur weil irgendwer denkt, Du solltest jetzt gefälligst, heißt das noch langenicht, dass Du dem nachgeben musst.
>>Lies hier mehr: Warum Erwartungen nicht dazu da sind, erfüllt zu werden<<
Übrigens solltest Du auch vor Deiner eigenen Haustüre kehren. Stößt Dir selbst die Faulheit bei anderen Menschen sauer auf? Was bewirkt das bei Dir? Welches alte Trauma oder welche Verhaltensweisen triggert das? Willst Du ihr Verhalten kontrollieren oder manipulieren?
Faulen-Zen
Wenn Du Dein Faulenz-Mindset erfolgreich aufs Ausspannen eingestellt hast, bleibt eigentlich nur noch das Abschalten. Internet aus, Laptop zugeklappt lassen, Fernseher ausmachen.
Lass die Seele baumeln und freu Dich schon mal, auf die Energie, auf die neuen Ideen, auf die Ruhe im Kopf und vor allem darauf, nicht ständig beschäftigt zu sein.
Seit achtsam mit Dir selbst, wir sehen uns in der Mitte.
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Suze
WORD meine Liebe – ich bin ja auch für das gepflegte Abhängen dann und wann sehr zu haben 😉 Aber das Beste ist: Faulen-Zen! Du Königin! Einmalig! 🙂
Sarah
Und wieder staune ich, wie du mir mit diesem Beitrag aus dem Herzen sprichst. Witzigerweise hab ich über dieses Thema grade auch einen Beitrag geschrieben. Ich habe nämlich grade Urlaub und habe festgestellt, wie gut faulenzen und nichtstun für mich sind.
Andrea
Liebe Sarah,
ooh ich geh gleich mal lesen! 🙂 Genieß Deinen Urlaub :*
Alles Liebe
Andrea
Eva
dankeschön, Andrea! Für mich ist Faulenzen ein echter Genuss. Allerdings brauche ich die Balance zwischen Müßiggang und richtigem Tun. Faulheit finde ich nur dann blöd, wenn sie auf Kosten anderer geht.
Andrea
Liebe Eva,
da stimme ich Dir in beiden Punkte absolut zu! 🙂
Liebe Grüße
Andrea