Heute liest Du einen Gastbeitrag von Suzanne von freeyourworklife.de
Hier auf So Little Time und ebenso auf meinem eigenen Blog geht es ja – etwas allgemein gesagt – darum, wie Du Dir ein gutes, zufriedenes Leben schaffen kannst. Das heißt nach meiner Definition: Ein Leben, dass in erster Linie DIR entspricht und nicht den Vorstellungen anderer Menschen.
Und wenn Du öfter hier unterwegs bist, wirst Du schon wissen:
So ein Leben nach den ganz eigenen Vorstellungen zu führen, und besonders der Weg dorthin, das kann einem manchmal schon ganz schön schwer vorkommen.
Nicht selten fühlt man sich auf seinem Weg argwöhnisch beobachtet und bekommt natürlich auch nicht immer nur positives Feedback. Besonders von Menschen, die sich mit ihrem Leben viel mehr abgefunden haben und es irgendwie ertragen, als dass sie es bewusst gestalten.
Oft setzen wir deshalb eine Maske auf, hinter der wir uns verstecken, und teilen unsere Gedanken und Wünsche gar nicht, aus Angst davor, anzuecken oder möglicherweise schmerzhafte Konflikte austragen zu müssen.
Und genau um diese Maske geht es heute.
Wir tragen Masken
Wir verbiegen und verstellen und so oft. Ganz egal, ob im Job oder im Privatleben – viel zu oft tragen wir die Maske der superlässigen, durch nichts erschütterbaren fleißigen Biene, auch wenn uns einiges in Wahrheit auf den Zeiger geht und vielleicht sogar richtig belastet.
Wir sagen unserer Chefin nicht, dass wir zu viel Arbeit auf dem Tisch haben, sondern geben lächelnd die superprofessionelle Arbeitsmaschine – und kotzen uns abends bei unserem Partner oder unserer besten Freundin ordentlich über unsere dreisten Kollegen aus, die uns so unverschämt viel Arbeit aufs Auge drücken.
Wir sagen unseren Freunden nicht, dass wir zu etwas keine Lust haben, sondern erfinden die abenteuerlichsten Ausreden, um uns der ungewünschten Verabredung zu entziehen.
Wir geben uns immer freundlich und locker, selbst wenn unser tyrannischer Chef unsere Werte (oder Würde) mit den Füßen tritt oder Freunde massiv unsere Grenzen verletzen.
Es dreht sich alles um: Anerkennung
Der Grund dafür, dass wir (und viele andere!) diese Masken tragen, ist ganz simpel: Wir fürchten um unsere Anerkennung.
Wir denken, wir müssten so „cool“, „entspannt“, „hart“ oder was auch immer sein, um von anderen Menschen respektiert zu werden. Wir möchten dazugehören.
Wir tragen unsere Masken, aus der Befürchtung heraus, nicht genug zu sein. Nicht gut genug, nicht klug genug, nicht schön genug, nicht schlagkräftig genug, nicht cool genug, nicht sportlich genug.
Wir nehmen Beleidigungen und Verletzungen hin, ohne etwas zu sagen, weil wir nicht als die „Sensible“ oder die „Hysterische“ gelten wollen – Charakterisierungen, die immer wieder gerne genutzt werden, um Frauen klein zu machen, die offen und ehrlich ihre (kritische) Meinung äußern und ihre eigenen Bedürfnisse verteidigen.
Und wir begreifen bei all dem Aufwand um unsere (mehr oder weniger) perfekte Show nicht, dass wir schon längst gut genug sind. So wie wir wirklich sind, mit unserer ehrlichen Meinung und unseren Gefühlen.
Befreie Dich selbst und schmeiß Deine Maske in den Mülleimer
Ich bin mir sicher, dass Du Dich in meiner Beschreibung der Maskenträgerin ein wenig oder vielleicht sogar sehr stark wieder erkennst.
Denn dieses Verhalten und Verstecken der eigenen Persönlichkeit aus Angst, anzuecken, ist ein Phänomen, das man bei sehr vielen Menschen beobachten kann.
Und es hat natürlich ein Stück weit auch seine soziale Berechtigung und ermöglicht ein halbwegs friedvolles Zusammenleben.
Stell Dir mal vor, wir alle würden á la Jim Carrey als der Dummschwätzer jedem all unserer Gedanken ungefiltert ins Gesicht brüllen.
„Du siehst heute Morgen aber wieder scheiße aus“, „Boah, der Pulli steht Dir ja mal gar nicht!“ und so weiter. Katastrophe!
Doch wenn Du immer häufiger das Gefühl hast, nicht mehr Du sein zu können, und anfängst, Teile Deiner Persönlichkeit gezielt zu verstecken und Verletzungen kommentarlos hinzunehmen, dann hat das einen deutlichen negativen Einfluss auf Dein Wohlbefinden und Dein Selbstwertgefühl.
Und das sollte sich niemand antun.
Der Weg: Ehrlichkeit
Meiner Meinung nach ist der Weg zum Glück unvermeidlich ein Weg der Ehrlichkeit. Der Ehrlichkeit zuerst mit und vor Dir selbst und im nächsten Schritt auch mit anderen.
Zuerst solltest Du versuchen, Deine Maske vor dem Spiegel abzunehmen. Schau Dich an und frag Dich selbst: Bin ich zufrieden, so wie ich lebe, so wie ich selbst und andere mit mir umgehen?
Versuche, schonungslos ehrlich zu Dir zu sein: Was wünschst Du Dir wirklich, wie möchtest Du leben und sein – und was hält Dich (in manchen Situationen) davon ab, ganz Du selbst zu sein?
Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil man auch sich selbst gegenüber oft Dinge überspielt oder leugnet, um seiner Unzufriedenheit nicht ins Auge schauen zu müssen.
Aber wenn man es schafft, sich zu überwinden, wenn man sich selbst anschauen und sagen kann: „SO bin ich und DAS möchte ich, und DAS, DAS und DAS möchte ich nicht (mehr)“ – dann ist das eine Riesenerleichterung und ein bedeutender Schritt in Richtung eines Lebens, in dem man sich rundum wohl fühlt.
Die Königsdisziplin: Ehrlichkeit mit anderen Menschen, auch wenn’s unangenehm ist
Wenn Du es geschafft hast, Deine Maske vor Dir selbst abzulegen, dann ist das schon mal unglaublich viel wert. Und doch ist es langfristig nur die halbe Miete.
Denn wir sind nun mal Herdentiere und in Arbeit und Freizeit auch immer im Kontakt mit anderen Menschen. Die eine mehr, die andere weniger. Und ich glaube, so richtig in uns ruhen können wir erst, wenn wir auch anderen Menschen gegenüber äußern, wenn uns etwas wirklich stört oder verletzt oder wir ihr Verhalten nicht richtig finden.
Dazu solltest Du eins wissen: Es ist niemals unhöflich oder ungehobelt, die Wahrheit zu sagen. Nur die Art und Weise, wie Du sie sagst, kann das sein.
Jemanden zu verletzen ist nicht verboten, solange man es nicht fahrlässig oder gar mit Absicht tut. Natürlich verletzt Du jemanden unter Umständen, wenn Du Deine Grenzen setzt. Doch solange Du dies auf eine möglichst faire und respektvolle Art machst, hat der Verletzte auch die Chance, Dich zu verstehen und die Wunde heilen zu lassen.
Es geht auch nicht darum, dass wir jetzt alle selbstgefällige Arschlöcher werden sollen, die alles und jeden kritisieren, sobald uns irgendeine Kleinigkeit nicht in den Kram passt.
Es geht darum, aufrichtiger und offener mit uns selbst und anderen zu werden. Eben unsere Coolness-Maske fallen zu lassen und möglichst oft die Person zu sein, die wir sind. Mit allen Stärken, Schwächen und Macken, die wir so mit uns herumschleppen.
Sei Du der Wandel, den Du in der Welt sehen möchtest
Probier es doch bei nächster Gelegenheit mal aus.
Sag Deiner Kollegin, wenn Du zu viel Arbeit hast. Nicht zickig und nicht im Angriffsmodus. Einfach ein „das ist zu viel für mich, das werde ich nicht schaffen können“ – ohne Anschuldigung.
Sag Deiner Freundin, dass Du einfach nicht gerne ins Kino gehst und wahrscheinlich auch bei ihrer nächsten Anfrage wieder absagen wirst, anstatt vorzuschieben, dass Du keine Zeit hast.
Sag es Deinem Chef, wenn er sich respektlos verhält.
Es wird Dich am Anfang Überwindung kosten, genau wie die Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber. Doch je öfter Du Dich überwindest, desto leichter wird es. Versprochen. Und solange Du respektvoll äußerst, was Du möchtest und was Dich stört, wirst Du dafür eher Anerkennung als Ausgrenzung erleben.
Denn mal ehrlich, das sind doch die richtig Coolen: Die Menschen, die nicht zu allem ja und Amen sagen, die ihre eigene Meinung vertreten, auch wenn sie nicht mehrheitsfähig ist, und die dabei trotzdem nicht unter die Gürtellinie schlagen.
Vielleicht kannst Du mit so einer aufrichtigen Haltung sogar irgendwann ein Vorbild für andere Menschen werden. Und machst damit die Welt ein Ministückchen besser – weil mehr Menschen ihre Masken ablegen und sich wohler mit sich selbst fühlen.
Denn unehrlich zu sich selbst und zu anderen zu sein, ist, wie mit angezogener Handbremse auf dem Highway des Lebens entlang zu eiern. Und das macht ja wohl überhaupt keinen Sinn.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Maske-Ablegen!
Suzanne schreibt auf FreeYourWorkLife über ihren Ausstieg aus der Konzernkarriere und die Suche nach einem ganzheitlichen, erfüllten (Arbeits-)Leben. Mit ihren Texten inspiriert und motiviert sie andere, es ihr gleich zu tun und aktiv nach dem Job zu suchen, der wirklich zu ihnen passt.
Greta Silver
hinter den Masken beginnt das wahre Leben…..