Heute ist der 3. Tag des Monats, ich bin seit ein paar Tagen 30 Jahre alt und seit 33 Wochen und 3 Tagen schwanger. Was genau das mit meiner spirituellen Ader zu tun hat, tut jetzt wirklich nichts zur Sache, nur so viel will ich sagen: heute ist ein besonderer Tag.
Heute ist auch der Tag, an dem ich einen der persönlichsten Artikel verfassen werde, der seit langem auf So little time erschienen ist. Ein Artikel, aus dem Du vielleicht etwas mitnehmen kannst, vielleicht auch nicht. Und ausnahmsweise ist das für mich heute ok, nehme ich das hin.
Denn ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten nicht das gelebt, was ich Dir erzähle.
Ich habe oberflächlich selbstbestimmt gelebt.
Ich habe oberflächlich meine Zeit so eingeteilt, wie ich das wollte.
Ich habe oberflächlich mein eigenes Leben gelebt.
Unter der Oberfläche, da sah es aber ganz anders aus.
Vor einiger Zeit hatte ich Dir versprochen, dass So little time nicht zu einem Mamablog mutieren wird und, keine Sorge, dazu stehe ich auch. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass mich die Schwangerschaft nicht beeinflusst und verändert hat.
Die letzten Monate habe ich gelebt wie Goethes Faust. Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Mal wieder.
Die eine wollte alles perfekt vorbereiten, die eine war die Unternehmerin, der Ruler, der das Zepter fest in der Hand hat und alles unter Kontrolle.
Und der andere, tja. Die andere… Zuerst wollte ich schreiben: „Die andere war ich.“ Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn auch die effiziente Vollblut-Unternehmerin ist ein Teil von mir, ein geliebter Teil, aber eben nur das. Ein Splitter, eine Facette.
Die andere Seele in mir ist die Frau, die merkt, dass sie an Grenzen stößt, die sie nicht wahrhaben will. Ist die Frau, die ständig vor Rührung weint. Ist die, die am liebsten Stunden damit verbringen würde, mit dem kleinen Menschen in ihrem Bauch zu kommunizieren. Die andere Seele bin ich, bin auch ich und diese Seele hassliebt ihre Grenzen und wünscht sich gleichzeitig nichts mehr, als sie umarmen zu dürfen.
Ein ungesunder Giftstachel in meinem Herzen versucht mir einzureden, dass ich das verraten will, wofür Frauen kämpfen.
Und doch… ist nicht die Entscheidung, die aus tiefstem Herzen getroffen wird, aktiv, bewusst von einer Frau für sich selbst die emanzipierteste?
Ach und wie oft wir Frauen glauben, uns für Entscheidungen rechtfertigen zu müssen, darüber will ich gar nicht sprechen. Doch, einen Satz noch: wir glauben das und machen es deshalb, nur deshalb! So blöd die Sprüche aus unserem Umfeld sein können, niemand hat das Recht, von uns zu verlangen, uns zu rechtfertigen. Wir geben dem Drang nach, weil wir selbst die treibende Kraft für diese Glaubenssätze sind.
Heute sitze ich also hier, an diesem Montag, an dem sich Sonne, blauer Himmel und graue Wolken abwechseln. An einem Montag im Juli, einem warmen Tag mit dickem Bauch und Laptop auf dem Schoß und meine Finger fliegen nur so über die Tastatur.
Denn heute habe ich mich dafür entschieden, zu kapitulieren.
Heute habe ich mich dafür entschieden, meinen ausgeklügelten Plan (29 Blogposts pro Blog, ein perfektes Social Media Konzept bis ans Ende des Jahres – don’t ask…) auf Eis zu legen und zu vertrauen.
Heute habe ich mich dafür entschieden, meine Grenzen anzuerkennen und anzunehmen, auch wenn mir kurz die Luft wegbleibt. Kontrollverlust eben.
Und genau deshalb ist das hier der vorerst letzte Blogpost auf So little time und zwar genau so lange, bis ich aus meiner Babypause auftauche, weil ich das will und nicht, weil ich meine, ich muss. Bis mein Sohn auf der Welt ist und mein Mann und ich ausreichend Gelegenheit hatten, uns kennenzulernen und aneinander zu gewöhnen.
Bis dahin lege ich Dir wärmstens das Artikelarchiv ans Herz, stöbere Dich nach Herzenslust durch über 100 Beiträge, die ich in den letzten 2,5 Jahren veröffentlicht habe (ich wette mit Dir, dass Du längst nicht alle gelesen hast!)
Die 10 beliebtesten Artikel:
- Sich selbst lieben lernen – wie geht das? 23 Tipps für ein besseres Selbstwertgefühl
- 7 Dinge die ich jede Woche für mich selbst tue (und die mein Leben so viel besser machen)
- 23+ Dinge die Du jetzt loswerden kannst – ohne nachzudenken
- 21 großartige Lebensmottos und 3 die Du besser schnell vergisst
- 31 Schritte zu Dir selbst
- Aus alten Mustern ausbrechen {+31 Tage Minimalismus-Challenge}
- Weitere 23+ Dinge, die Du jetzt loswerden kannst, ganz ohne nachzudenken
- Miniserie Seelenheil: 7 Bücher, die Du lesen solltest
- Achtsamkeit – eine Einführung für Einsteiger und Skeptiker
- 7 Worte die Dein Leben verändern
Die 10 Geheimtipps aus dem Archiv:
- Hab keine Angst vor dem Erwachsensein!
- Ein offener Brief an Dich, lieber Schwarzmaler
- Mut zur Schlichtheit – Eine Bestandsaufnahme
- Geplante Spontaneität. Ein Update.
- Miniserie Seelenheil: Die Sache mit der Existenzangst
- No más drama – lass uns Schluss machen!
- Trau Dich und umarme Deine Verletzlichkeit
- Wie ich meinen persönlichen Mount Everest bestiegen habe
- Rise and shine – 7 Ideen für Deinen Morgen!
- Eigenverantwortung – was bedeutet das überhaupt?
Nutz doch den Sommer für eine kleine Minimalismus-Challenge.
Oder noch besser: nimm Dir 23 Tage Zeit und befreie Dein Leben von innerem und äußerem Ballast!
Und vor allem: genieße es, nimm Deine Grenzen an, erkenne und umarme sie. Ich mach das jetzt einfach mal! Wir sehen uns im Herbst!
Carina
Liebe Andrea, ich kann gut verstehen, dass Du mit Dir gehadert hast diese Grenze zu ziehen, aber Du hast auf Dein Herz gehört, und das war definitiv die richtige Entscheidung! Manchmal muss man Prioritäten setzen, und gerade die erste Zeit mit Baby ist so anstrengend und intensiv und wird mit Sicherheit Deine gesamte Welt auf den Kopf stellen. 😉
Alles Gute für Dich und Deine kleine Familie! Und ich freue mich schon drauf wieder mehr von Dir zu lesen!
LG, Carina
Chrissi
Liebe Andrea,
… ich musste diesen Beitrag heute zwei Mal lesen, weil er mich gefesselt – und ja, auch überrascht, hat.
Bei mir liegt ungelogen ein ähnlicher Beitrag in den Entwürfen. Und das ist irgendwie witzig, denn unsere Lebenssituationen sind gerade ziemlich unterschiedlich.
Ich befand mich in einem Tief, machte mir viel zu viel Druck. Das Ergebnis? Ich brachte erst recht nichts zustande und fühlte mich noch mieser.
Dein Beitrag gibt mir gerade ein Gefühl der Bestätigung. Weil selbst so eine – in meinen Augen – Powerfrau mit Vorbildfunktion wie du, irgendwann kapitulieren muss – und es sich auch erlaubt.
Ich habe vor ~ anderthalb Wochen für mich ebenfalls entschieden, dass es genug ist.
Habe meine To-Do-Liste rigoros ausgemistet; ein neues Blatt beschrieben und mein Mindset überarbeitet. Und plötzlich läuft es wieder.
Nicht immer müssen wir unsere Grenzen sprengen – manchmal ist gerade das Anerkannen und Zulassen das, was wir brauchen.
Deshalb: DANKE für deine Ehrlichkeit!
Ich wünsche dir und deiner kleinen Familie auch alles, alles Gute. Genieß die nächsten Wochen/Monate und nimm dir alle Zeit, die du brauchst (ich werde mit Sicherheit in deinem Artikelarchiv stöbern :)).
Liebe Grüße,
Chrissi
Suzanne
💜 I just came here to google your address 😉 Und dann das 🙂 :-*
Vera Christophersen
Liebe Andrea,
ich tue heute mal etwas, was ich noch nie getan habe…Ich schreibe etwas in einen Blog….
Vorab erst einmal DANKE für deine Inspirationen. I.B. die Minimalismus-Challenge hat unser Familienleben, durch all die Entlastungen, sehr bereichert!
Als werdende Mama (23 ´zigste Woche) empfinde ich deine Auszeit nicht im geringsten als Kapitulation. Du konzentrierst dich jetzt einfach auf das wichtigste im Leben: „Auf euer neu entstehendes Leben“! Dazu kann ich dir/euch nur gratulieren!!
Ein kleines Geheimnis noch aus meiner Tätigkeit als Business Coach: Einige meiner Klienten die in Ihrem Job ebenfalls sehr erfolgreich geworden sind, bereuen in Ihren 50´zigern recht häufig sich nicht genau die Zeit genommen zu haben, die du dir jetzt nimmst. Dann aber lässt sich nichts mehr zurückdrehen.
Daher alles gut und GENIESSEN :-))
LG Vera
Sonja
Wow! Was für ein ehrlicher und wunderbar geschriebener Text.
Ich bin sowieso so begeistert von deinem Blog, da er mir in vielerlei Hinsicht ein guter Berater ist.
Ich finde es prima das Du dich für Dich, dein Baby…einfach für deine Familie entschieden hast und deine Prioritäten veränderst. Es ist wichtig…Du bist wichtig!
Nimm Dir soviel Zeit wie Du brauchst um mit dieser wunderschönen neuen Erfahrung zurecht zukommen…
Alles,alles Gute für die nächste Zeit und viele wundervolle Momente.
Es grüßt dich
Sonja
Lisa
Liebe Andrea,
gerade erst habe ich dich entdeckt und schon sehe ich, dass du (vorerst) aufgehört hast zu schreiben. Schade, aber nur allzu verständlich, in einer so aufregenden Zeit.
Viele liebe Grüße und alles Liebe an euch,
Lisa