Ich habe in den letzten Wochen heimlich, still und leise eine Challenge ausgefochten. Eine Challenge, von der ich bis vor einigen Minuten gar nicht wusste, dass sie überhaupt stattgefunden hat.
Ich habe angefangen, Fragen zu fragen.
Das klingt jetzt erstmal nicht nach viel, oder?Aber mal Hand auf’s Herz, wie leicht fällt es Dir, nach etwas zu fragen, was Du unbedingt haben willst?
Eben!
Das Fragen von Fragen
Ähnlich wie beim Wütend werden, haben so unglaublich viele Menschen riesige Skrupel davor, einfach mal nachzufragen. Ich kenne viel zu viele Frauen wie Männer (!), die lieber die Gelegenheit ihres Lebens verpassen, als eine Frage zu stellen.
Und warum das? Dir wird eingebläut, Du darfst nur ja nicht aus der Masse herausstechen, immer schön den Kopf unten halten und nur ja nicht auffallen.
In der Schule fängt das schon an. Wenn Du Dich hervortust, bist Du entweder Streber oder Störenfried und wie viele machen sich klein um ihre eigene Größe nicht zu zeigen.
Ich war z.B. immer die Größte (und Jüngste) in der Klasse, es gibt Klassenbilder, auf denen ich tatsächlich etwas in die Knie gehe, damit ich nicht größer aussehe, als die Jungen, die neben mir stehen. Und wann immer ich gute Noten bekam, spielte ich meine Leistung herunter. So semi-gut war ich ja eh nur in den Fächern, die mir leicht fielen (das dachte ich zumindest!)
Den kennst Du sicher auch oder? Das bescheidene Schusterchen, quasi den langweiligen Bruder des Tapferen Schneiderleins. Der Schuster bleibt immer bei seinen Leisten und er macht ja eh nur seinen Job, egal wie sehr er sich reinkniet, egal wie toll das Ergebnis ist. Alles ganz selbstverständlich.
Und soll ich Dir was sagen, davon habe ich gerade mal wirklich die Nase voll!
Schluss mit der Bescheidenheit!
Es gibt 2 große Probleme, die ich mit dieser falschen Bescheidenheit habe, aber zum Glück auch jeweils eine gute Nachricht!
Problem Nummer 1: Der Friedhof der verpassten Chancen
Wahrscheinlich säumen Deinen wie meinen Lebensweg unzählige verpasste Chancen, ein Minenfeld aus vergangenen Möglichkeiten, aus Türen, die sich einen Spalt geöffnet haben, nur um dann für immer nur diesen Lichtstrahl, diesen kleinen Hoffnungsschimmer auszustrahlen.
Keine Sorge, ich möchte jetzt nicht bezwecken, dass Du Dich für die Chancen, die Du nicht ergriffen hast, fertig machst! Das bringt nämlich nichts als schlechte Laune und ist auch noch völlig sinnlos.
Du kannst die Vergangenheit sowieso nicht mehr ändern, die Energie kannst Du dir also ganz getrost sparen.
Was Du aber beeinflussen kannst, ist Deine Zukunft. (Das wäre dann die gute Nachricht #1)
Problem Nummer 2: Niemand kann Gedanken lesen
Lustigerweise hatte ich Jahre lang überhaupt keine Ahnung, dass dieses Problem existiert. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie beleidigt ich war, wenn der Mann mir nicht an der Stirn ablesen konnte, dass ich heute lieber Pasta statt Pizza essen wollte. Oder wie erstaunt, dass mein Chef nicht zu mir kam und mir die spannenden Aufgaben anbot, sondern meiner Kollegin. Er musste doch ahnen, wie gern ich das gemacht hätte!
Die Quintessenz von Problem Nummer 2 ist, dass Du selbst nicht hellsehen kannst, von allen anderen aber verlangst, dass sie Deine Gedanken lesen. Und ich bin mir ganz sicher, ich bin mit diesem Trugschluss nicht allein.
Zum Glück gibt es auch für diesen Punkt eine verdammt gute Nachricht(#2). Es gibt nämlich eine kinderleichte Lösung.
Frag!
Ich weiß, ich weiß, schon wieder der gefürchtete Befehlston. Bitte stell Dir mich jetzt nicht als cholerische Oberlehrerin vor. Sondern eher als Schwimmtrainerin, die Dir zeigen möchte, wie Du den Beckenrand loslassen und erste Züge im tiefen Wasser machen kannst.
Wenn Du nicht möchtest, dass Dein Leben von verpassten Chancen gesäumt ist, die Dich verfolgen, dann frag nächstes Mal. Frag den netten Kerl, den Du seit Wochen anschmachtest, ob er mal ’nen Kaffee mit Dir trinken geht. Frag Deinen Chef nach einem neuen Aufgabengebiet, frag die erfolgreiche Person, die Du bewunderst, ob sie sich mal mit Dir zusammensetzt und Dir ein paar Fragen beantwortet.
Denkst Du Dir jetzt: Na die hat gut reden, ist ja leichter gesagt als getan!
Dann liegst Du damit völlig richtig. Und auch gleichzeitig nicht.
Zu fragen ist nicht immer leicht.
Auch mir fällt es auch manchmal noch schwer, zu fragen, wenn ich etwas möchte. Ich will Dir da gar nichts vormachen!
So saß ich vor einigen Wochen mit klopfendem Herzen meiner Chefin gegenüber und bat, diese eine interessante Aufgabe übernehmen zu dürfen. Ich war wirklich nervös, aber als ich mich fragte „Was ist das schlimmste, was passieren kann?„, fiel mir nur eines ein: Sie könnte Nein sagen. Und dann hätte ich zwar außer der Erfahrung nichts gewonnen, aber auch keinen Verlust.
Sie sagte übrigens zu, ich habe eine Schulung und arbeite ab Dezember mit einer Kollegin zusammen an einem tollen Aufgabenbereich.
Auch bei einer für mich negativen Antwort hätte ich dies als gute Erfahrung verbucht.
Denn mit jeder Frage, die Du stellst, wird es leichter.
Fragen kost‘ ja nichts war der Universalratschlag, den meine Oma gab. Egal ob es um eine freie Wohnung, einen Job oder einen sonstigen Gefallen ging. Und heute weiß ich, meine Oma hatte nur teilweise Recht.
Denn Fragen kostet Dich sehr wohl etwas.
Es kostet Mut, Überwindung und auch ein wenig Vertrauen.
Es bringt Dir aber so viel mehr, als es Dich kostet.
Statt darauf zu warten, dass irgendwer mal durch Zufall errät, was Du Dir wünschst, sagst Du es deutlich.
Und dadurch gibst Du Dir und Deinen Mitmenschen durch das Fragen etwas ungeheuer wertvolles: Nämlich die Möglichkeit, etwas zu verändern.
Genau deshalb habe ich heute nur eine Bitte an Dich: Wenn Du das nächste Mal etwas haben möchtest, FRAG!
Weltentdeckerin
Hallo, schöner Artikel.
Ich finde Fragen extrem wichtig um im Leben vorwärts zu kommen. Nichts ist so bereichernd wie Fragen zu stellen, sowie auch sich Selbst und Andere zu hinterfragen.
Wir sollten uns immer diesen Funken Neugier und bewahren, die uns Fragen stellen lässt, denn dadurch lernen wir, entwickeln uns weiter, bekommen neue Impulse.
Fragen ist absolut unterschätzt und mega wichtig für die Entwicklung und das Leben.
Das Vorurteil ist ja, dass der Fragende dumm ist, weil er fragt, aber das Gegenteil ist der Fall. Fragen stellen zeigt Offenheit, Lernbereitschaft und die Fähigkeit sich mit dem Leben auseinander zu setzen.
Liebe Grüße, Anja
Andrea
Liebe Anja,
hab vielen Dank für Deinen Kommentar!
„Fragen stellen zeigt Offenheit, Lernbereitschaft und die Fähigkeit sich mit dem Leben auseinander zu setzen.“
Da stimme ich Dir aber SOWAS von zu 🙂
Alles Liebe
Andrea
Claudia
Fragen kostet Überwindung und benötigt die Erkenntnis, dass man eben nicht alles selbst hinbekommt oder hinbekommen muss. Super Text übrigens! 🙂
Liebe Grüße, Claudia
Andrea
Liebe Claudia,
da hast du total recht! Aber auch, dass es in Ordnung ist, nach den Dingen zu fragen, die man haben möchte! 🙂
Danke Dir sehr!
Alles Liebe
Andrea
Claudia
stimmt, da kann man sich ruhig mal ein Beispiel an den Kindern nehmen. 😉
Liebe Grüße, Claudia