Nachdem ich das Jahr 2016 zum Jahr der Balance erkoren habe, beschloss ich ganz spontan, jedem Monat ein Motto zu verpassen.
Dieses Motto werde ich entweder für mich festlegen oder von ihm gefunden. Und natürlich versuche ich, einen Artikel zu diesem Thema für Dich zu verfassen – wenn es sich anbietet, nicht auf Teufel komm raus!
Unverhofft, unerwartet und völlig überraschend überrollte mich die Aufgabe für den Januar: Ich will endlich noch mehr loslassen.
Weg damit!
Seit etwa einer Woche bin ich also dabei, obsessiv zu entrümpeln. Du fragst Dich vielleicht, ob ich überhaupt noch Besitztümer habe, die ich weggeben kann?
Lies dazu auch:
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Und glaub mir, oh ja, die habe ich! Aber nicht nur Materielles muss diesen Monat dran glauben.
Nachdem ich 2015 durch die Therapie schon an vielen Verhaltensweisen gearbeitet habe, auf die ich gut und gerne für immer verzichten kann, habe ich mich von Verhaltensweisen, von Menschen, von Dingen gelöst, an denen ich schon viel zu lange festgehalten habe.
Konkret bedeutet dass ich und
- 32 Facebook-„Freunde“
- 3 Paar Socken und 4 Strumpfhosen
- 1 löchriger Pullover
- eine ganzen Tüte voll unnützer Papierkram
- eine nie benutzte Handtasche
- zwei potentielle Projekte
- die Angewohnheit Essen zu gehen, nur weil ich keine Lust habe, zu kochen
- Last-Minute-Aufgaben, weil die Prokrastination mal wieder gewonnen hat (und ja auch ich kämpfe immer wieder gegen sie an!)
jetzt getrennte Wege gehen.
Warum Loslassen so schwer und gleichzeitig so wichtig ist
Neben den üblichen Anfällen von „Aber das könnte ich ja noch gebrauchen“, die ich inzwischen profimäßig in die (Spenden)Tasche stecke, gibt es einige Punkte, die das Loslassen verdammt schwer machen können.
Schon alleine das Wissen, dass Du hinterher „ärmer“ bist als vorher, reicht aus um jeden Wunsch nach weniger im Keim zu ersticken.
Im Prinzip können die Gründe, aus denen es uns schwer fällt, Menschen, Dinge, Orte loszulassen, in diese drei Bereiche eingeteilt werden:
- Angst
- Faulheit oder
- Selbstüberschätzung.
Natürlich gibt es unzählige Graubereiche und Zwischentöne, aber in eine dieser drei Kategorien kannst Du die meisten Loslass-Probleme einordnen.
Angst
Als ganz wunderbares Exempel präsentiert sich hier gleich der erste Punkt auf meiner Entrümpelungsliste: 32 weniger Freunde auf Facebook.
Wir nutzen Soziale Netzwerke massiv zur Selbstdarstellung. Für manch einen mag ein Profil auf Facebook, auf Twitter, auf Instagram eine Verlängerung der eigenen Person sein; auch wenn wir natürlich immer nur Ausschnitte teilen, aber nie das bigger picture. Social Media ist eine tolle Möglichkeit, Dich mit anderen Menschen auszutauschen, Dich über Themen zu informieren, die Dich interessieren (So little time zum Beispiel!) oder mit den Lieben in Kontakt zu bleiben, die das Leben ans andere Ende der Welt verschlagen hat.
Aber gerade weil Du so viel Zeit in Sozialen Netzwerken verbringst, ist es wichtig, Deine Listen übersichtlich zu halten. Lösche oder entabonniere die Seiten und Menschen, mit denen Dich nichts verbindet, als „Habe ich mal zufällig hier und da gesehen und spontan geliked“ oder „Kenne ich von einer Party, nie wieder miteinander gesprochen“. Entfolge auch den Kanälen, die negative Gefühle bei Dir hervorrufen. Die fremdenfeindliche Cousine, die Instagrammerin mit dem perfekten Leben oder die Nachrichtenseite, die nur noch clickbait postet.
Facebook versucht, diesen Schritt zu verhindern, in dem es die Funktion um Leute von Deiner Liste zu entfernen, „Entfreunden“ nennt. Dieses Wort ist schon alleine so negativ konnotiert, dass die meisten von uns einen riesigen Bogen um dieses Knöpfchen machen. Jeder Klick auf „Entfreunden“ fühlt sich an, als hättest Du jemandem die Freundschaft gekündigt (und es soll wirklich Menschen geben, die das so persönlich nehmen!) Niemand soll natürlich denken, wir mögen ihn nicht mehr!
Das interessante daran ist: Mit keinem der 32 Menschen, die ich heute von meiner Facebook-Freundesliste entfernt habe, habe ich in den vergangenen Monaten ein Wort gewechselt. Mit einigen schon länger als 1 Jahr nicht mehr, mit anderen sogar nie! Und trotzdem hatte ich Angst davor, diesen Schritt zu gehen.
Du hältst an Dingen fest aus Angst vor Ablehnung, vor dem Verlust an sich, oft auch aus der Angst heraus, dann noch einmal von vorne beginnen zu müssen. Wenn Du aus Angst an etwas festhältst – ob am Ersatz-Sparschäler oder einer Beziehung, die Dir nicht gut tut – bringst Du Dich einerseits um Einfachheit und Leichtigkeit, viel tiefgreifender aber auch darum, neue Erfahrungen machen zu dürfen. Es gibt mehr als 7 Milliarden Menschen auf der Welt und Du glaubst wirklich, Dein Partner, der Dich unglücklich macht, ist der einzige, den Du jemals finden wirst?
Überleg noch mal!
Faulheit
Dinge, die Du schon ewig mal reparieren solltest, Dinge, die Du einfach so irgendwo verstaut hast, obwohl Du sie nie benutzt, Dinge, die Du ja vielleicht doch irgendwann mal brauchen könntest, zum Spendencontainer tragen oder in die Kleinanzeigen einstellen müsstest. Ähnliches gilt für Beziehungen. Die Freundschaft, die Dir nicht mehr gut tut, die Beziehung, in der ihr so nebeneinander herlebt, aber die Dir nichts mehr gibt. Aber Trennen?
Alles viel zu anstrengend!
Sie alle bleiben Dir erhalten, weil Du den Popo nicht hochbekommst. Weil behalten viel einfacher ist als loslassen.
Wenn Du merkst, dass Dein Pferd tot ist: Steig ab!
Verkaufe, verschenke oder entsorge die Dinge, die Du nicht repariert hast. Wenn’s etwas gibt, dass Du unbedingt reparieren willst, setzt Dir eine – in diesem Fall wirklich – Deadline, nach der rigoros entsorgt wird.
Wenn Du Dich von etwas nicht trennen kannst, weil es ja noch gut ist, pack es in eine Kiste in den Keller. Ich gebe Dir Brief und Siegel, dass Du es nicht vermissen wirst. Setzt Dir auch hier eine Frist, nach der Du den Inhalt des Kartons weggibst – ohne ihn noch einmal durchzuschauen. Die Handtasche, die ich entsorgt habe, war von Longchamp. Ein Geschenk. Ich habe sie nie benutzt, weil sie keinen Gurt hat, an dem ich sie mir umhängen kann.
Wenn du einmal im Jahr Spätzle machst, überlege Dir, ob Du wirklich das ganze Jahr den sperrigen Hobel aufheben musst. Wenn Du Küchengeräte nie verwendest oder Putzsachen oder Fitnessequipment – trenne Dich rigoros.
Stichwort Beziehungen: Fändest Du es fair, wenn sich jemand nur deshalb mit Dir beschäftigt (oder eben auch nicht), weil er zu faul ist, Dir ins Gesicht zu sagen, dass eure Tage gezählt sind? Eben. Weder Dir noch der anderen Person gegenüber ist das okay.
Hier würde ich natürlich nicht empfehlen, zu sagen, dass Du Dich bisher nur nicht getrennt hast, weil Du zu bequem warst. Aber tu Dir diesen Gefallen und lass auch diese Beziehungen gehen. Genau das gilt auch für Jobs! Du lebst nicht nur um die Rechnungen zu bezahlen und irgendwann zu sterben. Du bist so ein Wunderwesen, lass nicht zu, dass Du aus Faulheit in einem Job versauerst, der Dich nicht ausfüllt, der Dich unglücklich macht. Du hast so viel zu geben. Geh da raus und gib!
Selbstüberschätzung
Die ganzen Last-Minute-Aufgaben, die Du schnell-schnell erledigen musst, weil Du Deine Zeit nicht richtig eingeschätzt hast. Die Aufgaben zu denen Du nicht nein sagst, weil Du denkst „Die krieg ich easy noch hin“.
Es ist verflucht schwer, Dir selbst einzugestehen, dass Du nicht Wonderwoman bist. Ja, Du bist toll, aber Du kannst nicht an zwei Orten gleichzeitig sein (nagel mich jetzt nicht fest, ob Wonderwoman das kann!), Du kannst Dich auch nicht vierteilen, Deine Kräfte bis ins unermessliche maximieren oder es allen recht machen.
Viel zu viele Menschen verwechseln dieses Nicht-Loslassen mit Stärke, dabei erfordert es viel mehr Mut und Kraft, Dir einzugestehen, dass Du ein Mensch mit Limitierungen bist. Dass Du eben nicht perfekt bist und das in sich verflucht gut ist! Sei mutig genug, Deine Grenzen zu kennen und manchmal auch, kurz bevor diese Grenze erreicht ist, loszulassen.
Lass Dein Herz Dein Kompass sein
Schau Dir nur mal die zwei potentiellen Projekte an. Die wären echt ganz cool gewesen. Ich hatte schon wirklich viele Ideen dazu, aber dann kam es wieder: Das Aquariumsgefühl im Ohr. Mein Frühwarnsystem schlug deutlich Alarm und ich hörte drauf. Ja, es ist sehr scheiße, vielversprechende Eier unausgebrütet zu lassen. Aber Du kannst Dir vorstellen, dass ich sehr stolz darauf bin, mir diese Freiheit dennoch genommen zu haben. Denn das hier ist mein Spiel und das spiele ich nach meinen Regeln.
Hinweis: Ursprünglich enthielt dieser Artikel lange Jammerpassagen, aber die habe ich auch entrümpelt. Dafür klopfe ich mir jetzt gerade mal kräftig selbst auf die Schulter.
Hello my Dear,
ein sehr passender Artikel für mich gerade, kann dem nur zustimmen ☺ Wir entrümpeln momentan unseren Keller, was wir seit mehr als 2 Jahren vorhalten ? Mit meinem Neujahrselan klappt es nun endlich vorzüglich und ich kann bestätigen: Das befreiende Gefühl des Loslassens ist eine wahre Offenbarung!
Alles Liebe
Suze
? Yeah total klasse! Falls Du ungewöhnliche Fundstücke hast, die Du schon längst mal hättest loswerden sollen, freu ich mich über Beiträge zu Teil 2 dieses Artikels 😀
Haha, ich hab schon einiges von Deiner Liste dabei gehabt bisher – Kissen, Ordner voller Uniunterlagen, Bücher, CDs, Nagellacke 😀 Und da geht noch einiges bei uns im Keller!
Die üblichen Verdächtigen 😀 Bin echt gespannt, was ihr noch alles loswerdet 🙂
Liebe Andrea,
Du hast mir mit Deinem Artikel mal wieder aus dem Herzen gesprochen.
Eines meiner Ziele für 2016 ist Entrümpeln innen und außen.
Für das innere Entrümpeln (negative Glaubenssätze) helfen mir Meditation, die Verbindung mit der Natur und „The Work“ von Byron Katie.
Das äüßere Entrümpeln haben wir 2014 begonnen – wir haben viel verschenkt oder auf Flohmärkten verkauft. Einfach wegwerfen mag ich nicht – das ist für mich nicht nachhaltig.
Im vergangenen Jahr hat das Entrümpeln leider stagniert, da ich aufgrund meiner Depressionen andere Prioritäten hatte…
Diese Jahr starte ich neu durch.
Alles Liebe,
Sabine
Liebe Sabine,
sehr gut und richtig, dass Du Dir den Vorzug gegeben hast. Die entrümpeltste (ist das ein Wort?) Wohnung nützt Dir nichts, wenn Du sie mit Deiner Gesundheit bezahlst. Dann kannst Du auch nicht genießen, was Du geschafft hast.
Ich werfe übrigens auch sehr ungern weg (außer es ist wirklich Müll, Altpapier oder so). Und nur weil es für mich keinen Wert mehr hat, kann es den ja für jemand anderen durchaus haben 🙂
Ganz viel Erfolg bei Deinem Vorhaben für dieses Jahr! *PomPoms schwing* Du schaffst das! 🙂
Alles Liebe
Andrea
und was mache ich dann nächstes Jahr, wenn ich wieder Spätzle machen will?
Dein Leben und Deine Küche so gestalten, wie es sich für Dich gut anfühlt? 😉
Liebe Grüße!
Hallo !
Super Pin, aber besonders gefällt mir Deine Art zu schreiben !
Es machte mir einfach Freude, den Artikel zu lesen !
Z.B. der letzte Absatz „Hinweis“ !! , welcher zudem genau eines meiner Entrümpelungsziele anspricht !
GLG
Sabine