Dein Chef bittet Dich um die Telefonnummer eines neuen Kunden.
Oh nein. Die hast Du notiert.
Hundertpro.
Wo ist denn nur das Post-it?
Du schwitzt. Leicht panisch durchwühlst Du die Papiere auf Deinem Schreibtisch.
Er muss doch irgendwo sein.
Dein Chef schaut noch mal in Dein Büro.
Haben Sie’s? Es ist dringend!
Wo ist nur dieser blöde Zettel?
Nach 5 Minuten findest Du ihn.
Unter der Tastatur war er. Er ist zerknittert. Schnell schreibst Du die Nummer für Deinen Chef auf einen frischen Klebezettel.
Kommt Dir das bekannt vor? Herzlich willkommen im Club!
Bevor ich meinen Arbeitsstil gehackt habe und bei mir endlich Ordnung am Arbeitsplatz herrschte, ging es mir genauso.
Am Montag klebten noch die Überreste der vergangenen Woche auf meinem Schreibtisch.
Den ganzen Tag über kamen neue Aufgaben hinzu. Spätestens am Nachmittag war kein Fleckchen Tischplatte mehr zu sehen.
Die gesamte Fläche war gepflastert mit Post-its.
Warum eine gute Idee nicht immer eine gute Lösung bedeutet
Eigentlich sind Post-its ja eine Klasse-Erfindung.
Kleine ablösbare Zettelchen am besten in grellen Farben. Der absolute Hingucker.
Noch heute senden sie nur ein Signal: SCHAU MICH AN!
Wenn Du sie benutzt, kannst Du Dich von mehr Ordnung am Arbeitsplatz verabschieden. Denn leider haben Post-its 4 blöde Nachteile:
- Sie verursachen Chaos. Ein Kollege legt etwas auf Deinem Schreibtisch ab? Du findest garantiert nichts mehr.
- Sie lenken Deinen Fokus ständig von Deiner Arbeit ab. Besonders wenn sie an Deinem Monitor kleben.
- Prioritäten setzen ist unmöglich. Jeder Zettel sagt: ICH BIN WICHTIG.
- Sie lösen sich leicht ab von Oberflächen und verschwinden ins Nirvana.
Dein Lebensretter
Völlig verzweifelt habe ich mich 2012 für ein Seminar angemeldet mit dem schönen Titel „Ordnung am Arbeitsplatz – Selbstorganisation und Zeitmanagement im Büro“.
Der Beweis dafür, dass Du Dich von sperrigen Seminartiteln nie abschrecken lassen solltest.
Diese 2 Tage haben meine Arbeitsweise und damit mein Leben verändert.
Ich nehme Dich nicht auf den Arm.
Auch wenn das Konzept erst einmal so klingt als würde ich mich über Dich lustig machen.
Ich habe am Anfang auch gelacht. Aber je mehr ich erfahren habe, desto mehr überzeugte mich die Referentin.
1 Tool und 3 Regeln
Darf ich vorstellen, Dein neuer Lebensretter:
Dein Arbeitsbuch. Ein kariertes A4 Ringbuch.
Und dazu gibt es noch 3 Regeln:
- Dein Arbeitsbuch bleibt an Deinem Schreibtisch liegen
- Du nimmst alle Aufgaben in das Buch auf
- Am Ende des Arbeitstages nimmst Du Dir 5 Minuten Zeit um erledigte Aufgaben durchzustreichen und noch offene auf die nächste Seite zu übertragen
Ja, es ist wirklich so einfach.
Ich verspreche Dir, wenn Du einmal angefangen hast, willst Du nie wieder ohne.
Gerade weil es so simpel ist, wird es Dir das Dranbleiben extrem leicht fallen.
Die wichtigsten Antworten zum Arbeitsbuch
Ich habe für Dich die wichtigsten Fragen beantwortet, die ich am Anfang hatte:
Warum A4 und kariert?
A5 ist einfach zu klein. Die Seiten werden viel zu schnell voll und lassen sich schwer einteilen.
Kariert weil Du Rahmen und Kästchen viel leichter zeichnen kannst.
Wie viele Arbeitsbücher brauchst Du im Jahr?
1 Buch.
In meinem Job gibt es starke und schwache Wochen. Deshalb nutze ich in schwachen Wochen nur 1/2 Seite pro Tag. Ein Office-Buch mit 90 Seiten reicht mir so dicke für 1 Jahr.
Wenn Dein Job nicht saisonal verläuft, brauchst Du wahrscheinlich 2 Bücher.
Tipp: Frage Deinen Arbeitgeber, ob Du die Bücher als Büromaterial beschaffen kannst.
Denn schließlich benutzt Du das Buch nur an Deinem Schreibtisch. Ein Hinweis auf Deine gesteigerte Produktivität wirkt oft Wunder.
Was passiert mit Deinen Post-its?
Sie setzen Staub an. Ich benutze sie ausnahmslos nicht mehr um mir Aufgaben zu notieren.
Die einzige Ausnahme: (Telefon)Notizen für Kollegen – aber auch die schicke ich lieber per E-Mail. Die gehen nicht verloren und Du hast den Beweis, dass Du sie auch weitergegeben hast.
Wenn ich von anderen Mitarbeitern Post-its zugeschustert bekomme, klebe ich sie mit Tesa in mein Arbeitsbuch.
Aber NIE an den Bildschirm – oder sonst wohin.
Und was bedeutet „alle Aufgaben“ in das Buch aufnehmen?
Genau das, was das da steht. Du nimmst ausnahmslos alle Aufgaben auf.
Kostet es nicht viel Zeit, so ein Buch zu führen?
Anfangs ist es eine Umstellung. Ich glaube nicht, dass es mich mehr Zeit kostet als:
- Klebezettel suchen
- Feststellen, dass der Zettel auf einem weggeworfenen Schriftstück klebt
- Papierkorb durchwühlen auf der Suche nach dem Zettel
- E-Mail-Postfach durchsuchen nach unerledigten Aufgaben
- Versuchen, mich an offene Punkte zu erinnern
- Irgendwelche Zettel mit To do-Listen vollschreiben
- Die Zettelwirtschaft am Abend beseitigen
- Oder mich am nächsten Morgen erst einmal in den Berg an Zetteln einzufinden
- Herausfinden was als nächstes erledigen muss
- Tage, Wochen oder Monate später nach einer Telefonnummer suchen, die man nicht ins Adressbuch eingetragen hat
- Sich an den Inhalt eines Gesprächs erinnern, weil man keine Telefonnotiz geführt hat oder diese verschollen ist
Wie strukturierst Du Dein Arbeitsbuch?
Gut, dass Du fragst!
Starke Woche:
Schwache Woche:
Oben siehst Du eine starke Woche, unten die schwache.
Meetings bekommen eine eigene Seite.
Im Detail:
Aufgaben von gestern: Alles, was gestern unerledigt geblieben ist. Falls Du alles abhaken konntest (Yay!) rutschen die Aufgaben für heute nach oben.
Arbeitsbeginn und –ende: Notiere Dir zu Deiner eigenen Sicherheit Deine Arbeitszeiten. So fällt die Zeiterfassung leichter und Du hast was in der Hand.
Aufgaben von heute: Alle Aufgaben, die heute neu dazukommen (per Telefon, E-Mail, vom Chef delegiert, aus dem Arbeitsgeschehen)
Wichtige Termine für die Woche: Ein bisschen mehr Arbeit, aber so musst Du nicht ständig den Kalender offen haben oder eine neue Zettelwirtschaft anfangen
Aufgaben für später in der Woche: Das sind Aufgaben der Priorität C und D, also z.B. die Büropflanzen gießen, Büromaterial bestellen, Ablage machen etc.
Sie eignen sich toll zur Überbrückung von Arbeitstiefs. Also für die Zeit, in der Du Dich schlecht konzentrieren kannst oder einfach mal aufstehen musst.
Dann ziehst Du eine dieser Aufgaben hervor und schaffst Dir eine kurze Insel der Glückseligkeit.
Hier gehören auch hin: Einen Kaffee holen gehen oder ein paar kurze Entspannungsübungen.
Digital ist nicht automatisch besser
Natürlich habe ich auch schon viele Gegenstimmen zu meinem Arbeitsbuch gehört. Ich wurde belächelt. Mir wurden supertolle Apps empfohlen.
Bisher habe ich aber noch keine andere Option gefunden, die so zuverlässig dafür sorgt, dass ich meine Aufgaben erledigt bekomme!
Papier ist extrem geduldig. Es ist unwahrscheinlich, dass Dein Arbeitsbuch abhanden kommt.
Außer natürlich das Gebäude brennt ab…
Es kann Dir auch einen richtigen Haufen Geld sparen.
Einer unserer Geschäftspartner konnte sich nicht an die Abmachung erinnern und wollte von meiner Abteilung einen Haufen Kohle haben.
Sowas passiert erstaunlich häufig, Businessamnesie oder so…
Blöd für ihn, dass ich nach kurzem Blättern meine Telefonnotiz gefunden habe. Und da stand Wort für Wort drinnen, was abgesprochen war.
Sogar die genaue Uhrzeit des Gesprächs konnte ich ihm sagen.
Verschenk dieses Potenzial nicht. Dein Arbeitszeit wird sich doppelt und dreifach rentieren. Und die ganze Zeit, die Du in es investierst, holst Du garantiert wieder raus!
Christiane
Liebe Andrea,
ich gehöre zu den leidenschaftlichen Organisationsoptimiererinnen und kann von dir echt noch was lernen.
Dein flotter frecher Schreibstil lässt Arbeitsorganisation gleich wie ein Kinderspiel aussehen – und letztlich ist es das ja auch.
Toller Blog! Ich freue mich auf mehr.
Herzliche Grüße,
Christiane
Andrea
Liebe Christiane,
ach das freut mich total! Danke für Deinen Kommentar!
Glaub mir, ich habe manchmal auch mit der Organisation zu kämpfen! Aber ich bleib dran!
Ich bin schon ganz gespannt, welche Tipps Du umsetzen wirst und natürlich auch über Rückmeldungen ob sie Dir geholfen haben 🙂
Liebe Grüße
Andrea
Lydia
Hallo Andrea,
Glückwunsch zu deinem Blog, er gefällt mir super 🙂
Ein Arbeitsbuch ist echt ne feine Sache, sowohl im Büro, als auch Privat nutze ich so ein Ding. Ende 2010 kam ich das erste Mal damit in Berührung und habe es für meine Bedürfnisse optimiert. Dein Ansatz klingt auch sehr interessant, muss ich probieren 🙂
Jedoch funktioniert er nicht immer, ich musste für eine Woche die Arbeit einer Kollegin übernehmen und dort funktionierte Aufgaben in das Buch eintrage gar nicht. Ich kann nicht mal mehr genau sagen wieso, aber die Seiten blieben die ganze Woche über leer und ich war heilfroh den Job wieder abgeben zu können.
Denn es klingelte ununterbrochen das Telefon und es gab keine Zeit durchzuatmen.
Jedenfalls kann ich nachvollziehen, wieso diese Kollegin es auch nicht schafft so ein Buch zu führen, obwohl es auf ihrem Schreibtisch liegt.
Liebe Grüße
Lydia
Andrea
Liebe Lydia,
danke für Deine lieben Worte! Das freut mich so!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es gerade in Büros in denen oft das Telefon klingelt eine große Herausforderung ist, am Ball bzw. Arbeitsbuch zu bleiben. Mir geht es auch manchmal so, dass ich was notieren will und dann ruft jemand an. Und weg ist’s 😉 Ich glaub Dir sofort, dass Du froh warst als das vorbei war!
Mein Vorschlag für eine solche Stelle wäre allerdings Öffnungszeiten einzuführen. Sonst kommt man ja gar nicht mehr zur eigentlichen Arbeit. Das ist vielen Chefs aber ein Dorn im Auge. Diese Immer-erreichbar-Mentalität macht sich leider überall breit.
Ich bin gespannt, welche Tipps Du für Dich übernimmst! Berichte mir doch davon, ja?
Liebe Grüße
Andrea
Ute
Hallo Andrea,
Dein Blog ist echt toll und macht Spaß zu lesen. Mit dem Arbeitsbuch arbeite ich schon recht lange, obwohl mein Mann und Sohn mir auch immer irgendwelche Planer für den PC einreden wollen. Allerdings führe ich es nicht so ordentlich wie Du; daran kann ich noch ein bisschen arbeiten.
Weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog und
liebe Grüße
Ute
Andrea
Liebe Ute,
danke für Deinen lieben Kommentar!
Ich bin sonst eigentlich ein totaler Verfechter von digitalen Lösungen aber auf mein Arbeitsbuch lasse ich auch nichts kommen – da geht’s mir so wie Dir 🙂
Und um Dich zu beruhigen: Manchmal bin ich auch nicht so ordentlich und es rutscht mir was durch. Das ist ganz normal! Wir sind ja keine Maschinen.
Liebe Grüße
Andrea
Valérie
Liebste Andrea!
ich hatte diesen Beitrag vor Ewigkeiten gelesen gehabt und irgendwie im Hinterkopf behalten. Jetzt habe ich es mittlerweile geschafft mein Leben in den Griff zu kriegen, samt Job (Administration/Sekretariat/Rezeption – also was mit tausend Zetteln)
Und hab mich an das hier erinnert und mir ein eigenes Notizbuch angeschafft 🙂 Nicht so schön strukturiert wie deines, aber immerhin!
Während dem Tag schreib ich immernoch schnelle Notizen auf Fresszettel/die ungebrauchte Hinterseite all der falsch gedruckten Dokumente, aber wenn ich dann meine 5 Minuten Zeit hab, schreib ich die wichtigen Infos in mein Arbeitsbuch ab. War schon oft nützlich zum später Nachschauen was mit Person XY war o.ä.
Und hab sogar meine Rezeptions-Team (wir sind zu 6 und wechseln uns ab…) dazu gebracht, dass wir jetzt ein to-do Buch haben 🙂
Wollte ich dir nur schon seit Tagen schreiben :*
Andrea
Meine liebe Valérie,
das freut mich so!! <3 Und glaub mir, meines ist auch nicht immer so schön strukturiert 😉 Es arbeitet mit und wächst und das kann manchmal ganz schön chaotisch werden 😀
:*
Alexandra
Hallo Andrea,
ich habe kein Arbeitsbuch, sondern einen Tischkalender mit Platz für Termine, Aufgaben und Notizen. Dieser Kalender liegt direkt hinter meiner Computertastatur und somit nicht zu übersehen.
Jedem meiner Mitarbeiter habe ich eine Farbe zugeordnet, es sind nur 3, und so sehe ich gleich, wer welche Aufgabe bzw. Auslieferung hat.
Für mich funktioniert das System sehr gut.
Mein Schreibtisch ist leider auch nicht groß genug, dass ich noch Platz für ein Arbeitsbuch hätte, der Kalender ist die platzsparende Variante.
Ich finde Deinen Block super, hole mir viel Inspiration. Weiter so !
Andrea
Liebe Alexandra,
das klingt super, so hast Du gleich die Übersicht 🙂 Meine Lieblings-Online-Yogalehrerin sagt immer „Finde, was sich gut anfühlt“ und in dem Fall, was für Dich funktioniert ❤
Vielen lieben Dank, so schön, dass Du hier bist!!! ❤
Alles Liebe
Andrea
Constanze
Hallo Andrea,
das Arbeitsbuch ist eine tolle Idee, die ich unbedingt umsetzten werde! Dankeschön 😉
Nun aber meine Frage:
Wenn ich verschiedene „Arbeitsbereiche“ habe, soll ich dann für jeden einzelnen Bereich lieber ein einzelnes Buch anlegen und an einen festen Platz legen, oder ein Buch mit Unterteilung für die Handtasche?
Mit verschiedenen „Arbeitsbereichen“ meine ich Familie/Haushalt, Angestelltenverhältnis, Selbstständigkeit.