**Dieser Artikel ist ein Beitrag zur
virtuellen Buchtour zu Carina Herrmanns Buch Meerblick statt Frühschicht**
Bevor ich vor fast 5 Wochen nach England aufgebrochen bin, habe ich das neue Buch von Carina Herrmann gelesen.
Welche Rolle Carina in meinem Leben spielt, habe ich im Artikel zu meinem persönlichen Mount Everest ja schon kurz angerissen.
Falls Du sie noch nicht kennst: Carina war Krankenschwester auf der Kinderkrebsstation, brach aus ihrem Leben aus und ist heute erfolgreiche ortsunabhängige Online-Unternehmerin.
Sie ist außerdem meine Mentorin und wohl einer der tollsten, lustigsten, inspirierendsten Menschen, die ich je getroffen habe.
In ihrem ersten Verlagsbuch Meerblick statt Frühschicht erzählt Carina von ihrer ersten Reise nach Australien. Hier schreibt sie auch zum ersten Mal sehr offen über das, was sie in ihrem Job erlebt hat. Und darüber, wie sie ihre eigenen Angewohnheiten, Einstellungen und Glaubenssätze während dieser Monate in Down Under immer wieder auf die Probe stellte.
Zwar schafft sie es durch ihr Buch langsam aber sicher, dass es auch mich Australien-Neuling in den Füßen kitzelt, aber das ist eine andere Geschichte.
Wie so oft war das, das mich am meisten beeindruckte, ein kleines Detail, ja schon fast eine Randbemerkung – aber eine eindrückliche. Während Carina irgendwo in Australien auf einen Bus wartet, gerät sie mal wieder ins Grübeln.
Ich sitz am Strand – aber ist das eigentlich OK?
„Egal ob ich am Strand liege oder abends im Bett Serien schaue, ein kleiner fieser Teil flüstert stetig ‚Du solltest eigentlich…‘ Was ich eigentlich sollte verrät die Stimme nicht, sie sagt nur, dass ich doch nicht einfach so viel Zeit verschwenden kann. (…) Ich muss immer daran denken, dass (alle anderen) gerade produktiv und fleißig sind und jeden Tag hart arbeiten, während ich mein Geld verpulvere.“
An diese Stelle des Buches musste ich in den letzten Wochen immer wieder denken. Denn diese Stimme im Kopf ist mir sehr vertraut. Und ich finde mich in ihren Worte so wieder.
Gefühlt unserer ganzen Generation fällt es extrem schwer, nichts zu tun. Einfach mal die Seele baumeln lassen? Fehlanzeige! Wir haben dabei entweder ein Smartphone in der Hand, den Laptop auf dem Schoß, beantworten noch ein paar E-Mails oder erledigen noch ganz dringend „mal schnell“ was.
Mir ging es auch so. Während mir unzählige Tipps für Ausflüge gegeben wurden, wollte ich eigentlich nur am Strand sitzen und aufs Meer schauen. Und während ich dann am wunderschönen Strand saß und aufs Meer schaute, kribbelte es mich schon wieder in den Fingern, zurück an den Laptop zu gehen.
Mein Airbnb-Host erzählte mir von einer jungen Frau, die für einen Achtsamkeitsworkshop da gewesen sei und dann in 2 Tage das komplette Touristenprogramm der Gegend gequetscht hat. Die habe das alles genossen! Die Hafenrundfahrt, den Ausflug weiter ins Land hinein, die Wildlife-Tour, die 3-Städte-Tour.
Also fühlte ich mich auch noch schlecht, weil ich auf ihre Nachfrage nur ein „Well, I sat on the beach for a few hours…“ erwidern konnte. „Ich sollte ja eigentlich…“ wurde mein Mantra.
Eine Generation voller Nichtsnutze?
Carina bringt den Kern der Sache für mich auf den Punkt.
Ich habe es bei mir und quasi jedem aus meinem Umfeld so empfunden, dass unser Problem mit dem „Nichtstun“, also mit dem Hören auf unsere eigenen Bedürfnisse genau das ist. Dass alle anderen gerade hart arbeiten und produktiv was „für die Gesellschaft“ tun während Du selbst unnütz bist.
Sogar auf Reisen gibt es diese unsichtbaren Checklisten, die wir abarbeiten müssen. Museum XY? Check. Turm AB (der mich gar nicht interessiert)? Check. Tolles Essen im Restaurant DEF? Check!
Wo kämen wir denn da hin, wenn Du das alles nicht gesehen hättest? Wie genau kannst Du das vor allen anderen rechtfertigen? Wie hältst Du ihre Blicke aus? Worüber redet ihr? Von was erzählst Du, wenn Dich jemand fragt, was Du heute gemacht hast? Vom letzten Dalek-Angriff? Davon, dass Du Seeglas gesammelt hast, weil es Dich einfach glücklich macht?
Nein. Du brauchst Errungenschaften. Sie müssen ja schließlich sehen, dass Du nicht völlig nutzlos bist.
Zeit für eine Revolution – bist Du dabei?
Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich rechtfertigte. Wie ich unterschiedlichsten Menschen erzählte, was ich so getan hatte. Kennst Du das von Dir selbst? Sicherlich, oder?
Wem erzählst Du, was Du heute so für die Uni getan hast? Wer erfährt, was Du in Land XY alles gesehen hast? Versuchst Du, beschäftigt zu wirken, damit man Dir ja keine Faulheit vorwirft?
Dabei bist weder Du noch bin ich irgendwem Rechenschaft schuldig. Du bist nicht auf der Welt, um erst mal an alle anderen zu denken und erst dann iiirgendwann mal an Dich selbst.
Ich sage: Es ist Zeit für ein Umdenken! Ein radikales! Machst Du mit? Für unsere Bewegung habe ich mir 2 Forderungen überlegt:
1. Forderung: Eigene Bedürfnisse haben Vorrang
Höre auf Dein Bauchgefühl! Rücksichtslos! Dein Bauch hat immer Recht, er weiß, wo es lang geht, wo er hinwill und was gut für Dich ist. Statt Bauch kannst Du es auch Herz nennen oder Intuition.
Niemand sonst weiß, was richtig für Dich ist. Wenn Du in Nürnberg lieber Sushi statt Nürnberger Rostbratwürstl isst oder in Wien lieber indisch und vegan als Schnitzel, tu es! Wenn Du stundenlang am Strand herumlaufen möchtest und Dich alle naselang wie ein Huhn nach einem Korn bücken willst, tu es! Wenn Du im Bett herumhängen, Dir Game of Thrones reinziehen und – wie meine Oma immer sagte – den „Herrgott einen guten Mann sein lassen“ willst, tu es!
Und nein, Du bist kein Nichtsnutz, wenn Du auf Deine eigenen Bedürfnisse hörst! Ganz im Gegenteil. Erinnerst Du Dich noch an den Vergleich mit den Sicherheitshinweisen im Flugzeug? Erst Deine eigene Atemmaske aufsetzen, dann kannst Du den anderen helfen, ihre anzulegen.
2. Forderung: Produktivität von Beschäftigt sein unterscheiden
Definiere Deine eigene Vorstellung von Produktivität neu! Das was die meisten von uns damit verwechseln ist beschäftigt sein. Mir geht es teilweise heute noch so.
Anstatt mir endlich einzugestehen, dass ich in 1 oder 2 Stunden deutlich mehr schaffe als der Durchschnitt*, gehe nach dem Motto „Viel hilft viel“ vor. Ich denke, ich schaffe mehr für mein Business, wenn ich 7 Stunden an einer Seite herumdoktere und davon noch mindestens zwei Stunden multitasken versuche. Weil ich dann so schön busy aussehe, seufzen kann, wenn der Mann nach Hause kommt und noch eine gute Stunde länger brauche, statt Quality time mit ihm zu genießen.
Bullshit! Schluss damit!
Zu dieser Erkenntnis kommt Carina im Laufe ihres Buches auch und lebt bis heute danach. Ihr Leben, ihre Regeln. Sie muss es niemandem recht machen, nur sich selbst.
Und für mich war dieser Prozess (der bestimmt auch heute noch nicht abgeschlossen ist) einer der schönsten Aspekte des Buchs.
Und jetzt lass uns loslegen! Viva la Revolucion!
Morgen machen wir auf der Blogtour bei den Businessladys halt! Ich freu mich schon!
Du findest Carinas Buch hier:
*Das war schon in der Schule so
Liebe Andrea,
ich musste ein paar Mal Schmunzeln, weil es mir ganz genau so geht. Tatsächlich liebe ich es, einfach nur mal rumzusitzen und nichts zu tun, ich könnte das sogar stundenlang machen. Nur dann kommt mir wieder das schlechte Gewissen: Andere sind viel produktiver als ich, ich bin viel zu faul und schaffe nix. Das ist natürlich Blödsinn und selbstverständlich braucht jeder seine Auszeiten. Ich habe mir sogar vorgenommen mein Arbeitspensum generell zu verkleinern (irgendwann kann ich mir das leisten) und stattdessen mehr in der Sonne zu sitzen. Nichtstuend. Ohne schlechtes Gewissen. 🙂
Liebe Grüße – Anja
Liebe Anja,
ja, das ist auch mein Vorhaben 😀 Mehr Produktivität, weniger Beschäftigung. Wir schaffen das!!!! 😀
Genieß die Sonne heute!
Liebe Grüße
Andrea
Hach, Andrea, ein schöner Beitrag.
Ich kenne das Thema zu gut. Ich bin Künstlerin darin mich selbst auszupowern. Ein Job den ich liebe, eine Beziehung die Zeit braucht und einen Hobbyreiseblog den ich mit Perfektionismus betreibe, sind neben Reisen und Freunden Projekte, die mich in der Gesamtheit gerne ganz schön platt machen.
Aktuell ist es so, dass ich mein Blogpostfach kaum noch beantworte. Es wird wieder besser werden, aber bevor ganz die Luft ausgeht, muss man manchmal einfach durchatmen 🙂
Auf Reisen hatte ich das gerade aktuell. Statt mir 3 Wochen Südafrika in Stressform zu geben, habe ich viele Orte ganz entspannt erkundet und saß auch einfach mal nur da. Es war so schön, dass ich das auch mal in begrenzten Urlaubstagen bewusste Reisen nur jedem empfehlen kann.
Alles Liebe
Tanja
PS jetzt drücke ich mal die Däumchen fürs Buch 🙂
Hallo liebe Tanja,
für mich war das echt eine krasse Erfahrung… Etwas, das ich so sehr liebe, kann mich trotzdem fertig machen…
Ich finde es komplett richtig, dass Du Dir die Zeit nimmst. Bevor es zu einem kleinen Burnout kommt. Bei mir ist es momentan mein zweiter Blog, der auf Eis liegt. Es geht einfach gerade nicht. Und deshalb immer ein Schritt nach dem anderen, ne 🙂
Deine Reise klingt übrigens total genial. 🙂
Alles Liebe!
Andrea
Herzlichen Glückwunsch Tanja 🙂 Das Daumendrücken hat geholfen. Du bekommst in den nächsten Tagen eine Mail von uns!
Alles Liebe und viel Spaß beim Lesen!
Andrea
WOW also die Sätze : „Sie muss es niemandem recht machen, nur sich selbst.“
“ Und für mich war dieser Prozess (der bestimmt auch heute noch nicht abgeschlossen ist) einer der schönsten Aspekte des Buchs.“
das ist so geschrieben das man sich das immer im Hinterkopf berhalten sollte wenn man einfach an einem punkt angelangt ist wo man umdenken sollte um sich selbst zu helfen!!!
Ich danke dir und lasse liebe Grüße Da,
Jenny
jspatchouly@gmail.com
Hallo liebe Jenny,
ja das ist ein Weg, den ganz ganz viele von uns gehen (müssen). Nicht immer ein leichter, aber ein absolut genialer 🙂
Alles Liebe
Andrea
Liebe Andrea,
da sprichst du mir wirklich aus der Seele! Auf den Bauch zu hören, zahlt sich immer aus. Ich habe es vor einiger Zeit geschafft mich von den Erwartungen anderer an mich frei zu machen und lebe seit dem viel besser und freier.
Dir viel Glück auf deinem Weg!
Liebe Katrin,
YES! Herzlichen Glückwunsch dazu! <3 Ich glaube Dir sofort, dass es Dir seither besser geht 🙂
Dir ebenso ganz viel Glück,
Andrea
Ich wollte dir noch sagen, dass ich deine beiden Blogs wirklich mag aber Sparfüchsin fast noch ein bisschen mehr 🙂
DANKE!!! Danke für diesen Beitrag. Danke dass es mir nicht allein so geht. Ich kenne dieses Gefühl grade sehr gut. Ich bekomme auch ständig ein schlechtes Gewissen, selbst wenn ich spüre wie gut es mir tut einfach mal gar nichts zu machen.
Aber langsam fange ich an zu spüren, was mir gut tut. Weg mit dem Zweitblog der keinen Spaß mehr macht, kein schlechtes Gewissen mehr von der Family machen lassen, mehr Game of Thrones!!! 🙂
Oh neee, damit bist Du definitiv nicht allein 😀 Hab Dir übrigens grad mal eine E-Mail geschickt 🙂
Liebe Grüße!
da die gewinner nicht veröffentlicht wurden gehe ich mal davon aus,das ich keiner der glücklichen bin….schade auch 🙁 aber es war toll.
LG Jenny
Hallo Jenny,
ich habe Tanja, die das Buch gewonnen hat auf ihren Kommentar geantwortet und sie wurde nochmal per E-Mail benachrichtigt.
Alles Liebe
Andrea
was für ein Feuerwerk an guten Ideen – gerne aufgefangen und in die Seele plumsen lassen. Oh ich kenn ihn zu gut den Kritiker auf der Schulter, ihm den Schnabel zu verbieten war harte Arbeit. Er ist leiser geworden mit der Zeit.
Das Bauchgefühl wurde eine feste Größe nachdem ich das Buch gelesen hatte von dem General des Golfkrieges – denn auch er ging nach seinem Bauchgefühl und spürte: hier stimmt was nicht. Danach war es für mich kein „Weiberkram“ mehr – sondern – was der kann kann ich erst recht.
Aber Dein Satz, wir müssen es nur uns selbst recht machen – ja Tschakka – daran werde ich mal ratzfatz arbeiten.
Du bist ansteckend – hochansteckend – GottseiDank
liebe Grüße
Greta