Ein Monster geht um in Deinem Kopf.
Seit Jahren läuft es mit Dir durch Dein Leben und wirft seinen gruseligen Schatten auf alles, was sich ihm in den Weg stellt.
Es ist immer hinter Dir. Es folgt Dir dicht auf den Fersen. Und sein bloßer Schatten genügt, Dich erzittern zu lassen. Genügt, Dich schwach werden zu lassen.
Du leidest für es. Du quälst Dich. Du versuchst ihm keine Angriffsfläche zu bieten. Behältst Deine Scheuklappen auf, damit Du es nur ja nicht sehen musst.
Egal wo Du hingehst, es ist schon da. Du kannst ihm nicht entkommen.
Wie es heißt, fragst Du?
Dein Lebenslauf.
Wenn ich Dich treffen würde und ich Dir nur einen Rat geben dürfte. Das wäre er.
Bitte hör auf für ein Stück Papier zu existieren
Entscheide Dich für Dein Leben. Und gegen 1 A4-Seite, die Du an Bewerbungen anhängst.
Der größte Fehler Deines Lebens
Egal welche Entscheidungen Du als Teenager oder junger Erwachsener triffst, Du wirst sie zu hören bekommen.
Die guten Ratschläge Deiner Familie, Freunde, Kollegen, Lehrer und Bekannten.
Jeder will Dich vor dem größten Fehler Deines Lebens warnen.
- Du findest später nie einen Job, wenn Du kein Abitur hast
- Ausbildung/ Studium XY machen sich gut in Deinem Lebenslauf
- Du musst mindestens 1 Auslandssemester machen, sonst stellt Dich keiner ein
- Brich niemals etwas ab, Du musst das in Bewerbungsgesprächen immer erklären
Und soll ich Dir was sagen?
Das ist alles gelogen.
Der beste Satz, den ich in meinem Leben gehört habe war:
Pass bloß auf sonst wird Dein Lebenslauf zum Albtraum aller Personaler.
Im ersten Moment habe ich geschluckt.
Sollte ich weinen oder lachen?
Ich habe mich für Lachen entschieden und das solltest Du auch tun!
Nur ein Blatt Papier
Jetzt ist der Zeitpunkt an dem Du Deinen Lebenslauf öffnest. Du findest ihn in einem Ordner der Bewerbungsunterlagen oder ähnlich heißt.
Ertappt?
Jeder von uns hat diesen Ordner auf dem Computer.
Öffne jetzt das Dokument und lies Dir Deinen Lebenslauf durch.
Wie fühlt sich das für Dich an?
Gut? Glückwunsch, Du hast alles richtig gemacht.
Wenn Du keinerlei Zusammenhang zwischen diesen Textzeilen und Deinem Leben siehst dann drucke ihn jetzt aus.
Komm mir nicht mit Papierverschwendung. Oder Tinte sparen.
Wenn Du einen Drucker hast, dann drucke Deinen Lebenslauf jetzt aus.
Und dann zerreisse ihn.
Zerreisse Deinen Lebenslauf in mindestens 10 Teile.
Wenn Du willst kannst Du die Teile auf den Boden werfen und noch mal auf ihnen herumtrampeln.
Personalchefs müssen Dein Leben nicht gut finden.
Deine Mutter und Dein Vater müssen Dein Leben nicht gut finden.
Deine Geschwister, Freunde, Bekannte oder Kollegen müssen Dein Leben nicht gut finden.
Der einzige Mensch, der Dein Leben gut finden muss bist Du selbst
Und was noch viel wichtiger ist:
Keiner von ihnen, niemand auf dieser Welt muss Dein Leben leben. Nur Du selbst.
Was zählt sind Deine Träume
Ich habe Dir ja hier schon erzählt, dass mein eigenes Leben ziemlich verrückt ist. Das ist kein großes Geheimnis und ich verheimliche es auch nicht. Mit den Details bin ich aber oft vorsichtig.
Warum?
Weil ich keine Lust auf blöde Sprüche habe, ganz einfach! Aber damit ist jetzt Schluss.
Mit So little time möchte ich Dir vor allem Mut machen.
Mut, ein unkonventionelles Leben zu leben.
Mut, Deinen eigenen Weg zu gehen.
Mut, Dein Leben aktiv zu verbessern.
Mut, Dinge gehen zu lassen, die Dir nicht gut tun.
Und ich will Dir zeigen, dass die Welt da draußen gar nicht so schlimm ist.
Ich will, dass Du von meinen Erfahrungen profitierst.
Ich will Dir Deine Angst nehmen.
Und deshalb werde ich jetzt ganz einfach ehrlich zu Dir sein.
Mein Lebenslauf – die ganze Wahrheit
Ich war schon immer eine recht gute Schülerin. Meine Lieblingsorte waren die Bücherei und der Pferdestall.
Und werden wollte ich nur eines: Schriftstellerin. Bis heute sind Cornelia Funke und J.K. Rowling meine größten Vorbilder. Meine Erstlingswerke waren furchtbare Geschichten über Mädchen und Ponies. Aber ich hatte einen Traum.
Und irgendwann habe ich diesen Traum aus den Augen verloren.
Ich endete stattdessen – nach einem Umweg über die Hauptschule – im Wirtschaftszweig der Realschule.
Dort habe ich noch Stenografie gelernt – im Jahr 2000!
Die Entscheidungen, die getroffen wurden für mich waren logisch, vernünftig. Kopfentscheidungen.
Auf diesem Chart kannst Du Dir die großen Stationen meiner letzten 15 Jahre anschauen.
Ich hätte es auch „Der ewige Kampf zwischen Kopf und Bauch“ nennen können.
Und jetzt endlich bin ich da angekommen, wo ich hinwollte. Mein Bauch hat die Führung übernommen. Und hat sich einen Partner ins Boot geholt.
Einen, der rationale Entscheidungen treffen kann und der an Dinge wie Steuererklärungen und Buchhaltung denkt! Meinen Kopf.
Mit einem neuen Job betraut fühlt er sich wohl und versucht auch nicht mehr, mich an meinen Lebenslauf zu erinnern.
Der liegt nämlich in einem Ordner irgendwo auf der Festplatte und setzt Staub an.
Ich brauche ihn nicht mehr.
Ach ja: Mein Abendstudium, das mein Kopf im März 2014 angefangen hat, liegt schon wieder auf Eis.
Update: Ich habe es endgültig abgebrochen, denn nein, auch das brauche ich nicht um das zu werden was ich will.
Hi Andrea,
bei dem Artikel hab ich innerlich so oft JA!!! geschrien, dass ich mal zusätzlich hier kommentieren muss. Auf FB schreib ich nicht so gerne lange Kommentare 😉
Also ich liebe ja meinen Lebenslauf, besonders jedes Mal dann, wenn ich ihm eine neue Facette hinzufügen darf, wie jetzt gerade. Ich schaue gerne auf meinen Lebenslauf, weil ich dann sehe: Wow, ich hab schon ganz schön viel gemacht, gelernt und erfahren.
Trotzdem hast Du natürlich Recht – Dinge, die man nur für den vermeintlich (!!!) perfekten Lebenslauf tut, und die das Herz eigentlich nicht mitträgt, sind einfach nur für die Tonne.
„Personalchefs müssen Dein Leben nicht gut finden“ – Wooooord, liebe Andrea. Und es ist so wichtig, dass Menschen wie Du immer wieder darauf hinweisen.
Leider sehe ich bei vielen Leuten Anfang 20 heute, dass sie (von wem auch immer, Eltern, Lehrer, keine Ahnung) total darauf getrimmt werden, blooohoooß den perfekten Lebenslauf zu haben.
Unbedingt in der Regelstudienzeit studieren, kein Semester drüber. Und hier noch das nächste repräsentative Praktikum und natürlich das von Dir schon erwähnte Auslandssemester.
Und über den ganzen Stress mit diesem perfekten Lebenslauf vergessen sie total zu leben. Und sitzen dann da mit 27 mit ihrem ersten Burnout.
Herzlichen Glückwunsch, das braucht unserer Gesellschaft.
Ich bin dankbar für Dich und andere Menschen, die da einfach nicht mitmachen.
In diesem Sinne, eine geruhsame Nacht 🙂
Liebe Suze,
ich danke Dir so sehr für Deinen Kommentar!
Deinen Stolz über das was Du gemacht, gelernt und erlebt hast kann ich super nachvollziehen! Genauso sollte er auch genutzt werden!! Vielleicht ergänze ich Deinen Satz in diesem Artikel noch, wenn ich darf 🙂
Diese Beispiele Anfang, Mitte 20 sehe ich auch immer wieder und es bricht mir wirklich das Herz. Sie sollen wissen, was sie „werden wollen“ und ihren Lebenslauf so perfektionieren, dass sie nur ja einen „sicheren“ Job bekommen. Da ist so viel Angst dahinter 🙁
Ich bin froh, dass Du auch zu diesen anderen Menschen gehörst 🙂
Alles Liebe
Andrea
Du darfst 😉 Ja, wir sind nicht alleine auf der Welt mit unseren ähnlichen Ansichten – das ist doch schonmal was 🙂
Vielen Dank Andrea!
Ab und an kommen diese Monster unter mein Bett hervor und verfolgen mich durch die Wohnung.
Beinahe täglich bin ich von den Mitte 20 jährigen umgeben, welche jede Semesterferien ein Praktika machen oder ins Ausland fahren, welche super Englisch sprechen (natürlich durch das Auslandsjahr während der Schule oder danach) und gegenseitig auf den Fluren erraten, mit welchem Slang sie denn Englisch sprechen eher „californisch“ oder doch „new yorkisch“ oder sie machen gleich ihren Master im Ausland oder zumindest an einer anderen Uni. Und ich? Ich war einmal im Ausland als Pferde-Au-Pair in Spaniern bei einer deutschen Familie, war nie über den großen Teich und bin für meinen Master an der selben Uni geblieben und Englisch ist aufs nötigste begrenzt.
Was soll aus dir werden? Wird mich je jemand einstellen?
Aber es ist ja auch so, wenn ich Bewerbungsanschreiben lese, stehen da 12 Kriterien natürlich zusätzlich zur Ausbildung, welche doch bitte alle erfüllt werden sollen.
Ich finde es eine schlime Situation und eine schlime Richtung in die unsere Gesellschaft geht.
Und deswegen bin ich auch auf dem Weg in die Selbstständigkeit 😉
Hallo Chris,
puh, ja, das ist echt eine riesige Industrie mit diesen Praktika, ich sehe die, wie Du ja gelesen hast, auch sehr kritisch.
Von diesen 74937594949 Kriterien darfst Du Dich nie abschrecken lassen. Auch wenn sie erst einmal so klingen, es gibt kaum jemanden, der sie alle erfüllt! Fehlende Kenntnisse kannst Du Dir ja auch immer noch aneignen!
Es gibt ja auch ganz viele Jobs, also wenn Du einen suchen würdest, die kein Englisch verlangen. Für mich war es ein großer Gewinn, die Sprache zu lernen. Nicht, weil sie gut in meinem Lebenslauf klingt, sondern weil sie Dir Tür und Tor zu Menschen auf der ganzen Welt eröffnet. Mein Leben ist sehr viel reicher geworden, so ist z.B. mein bester Freund Brite und ohne meine Kenntnisse seiner Sprache wären wir nie Freunde geworden 🙂 So versuche ich alle Fähigkeiten, die ich habe, lerne und/ oder ausbaue zu sehen. Was bringen sie mir persönlich (und eben nicht nur auf dem Papier).
Alles Liebe für Deine Selbstständigkeit!
Andrea
Vielen lieben Dank für diesen und deine anderen Texte 🙂 Sie sind sehr motivierend!
Liebe Grüße, Lia
Danke für Deinen Kommentar und für Deine lieben Worte, Lia 🙂
Hallo Andrea,
bin gerade von „Free your Worklife“ auf diesen Artikel aufmerksam worden und habe das ganz jetzt mal wörtlich genommen. Meinen Lebenslauf zerissen und die traurigen Schnipsel an mein „Visionsboard“ gehängt (immerhin hab ich sowas…). Sieht gut aus. Jetzt schau ich mich aber noch weiter auf Deinem Blog um, brauche noch ein paar Tritte in den Allerwertesten für dringend notwendige Kurskorrekturen. It’s not the mountain we conquer but ourselves…
Viele Grüße,
Wanda
Wanda, ich feiere Dich gerade so!! YES! <3
Kurskorrekturen findest Du hier definitiv. Schön, dass Du hergefunden hast <3
Alles Liebe
Andrea
PS: Ich hab kein Visionsboard :O
Huhuuu
Ich bin über denselben Weg auf deinen Artikel gestoßen und haben während des Lesens geheult wie ein Schlosshund. Voll ins Schwarze getroffen. Du hast ja soooooo Recht. Ich BIN eine von diesen Mittzwanzigerinnen und aus lauter Angst, einen beschissenen Lebenslauf zu bekommen, habe ich ironischer Weise erst recht Fehler im Leben gemacht und ein totales hin und her hinter mir. Und bin total am Ende momentan. Aber endlich ist mir klar, dass ich niemandem was schuldig bin. Nur mir selbst. Und ich wünschte, dass ich einen Drucker hätte, denn dann würde ich meinen Lebenslauf jetzt auf der Stelle ausdrucken und von meinem Hund pulverisieren lassen :‘)
Vielen Dank für den wundervollen Artikel. Er macht so viel Mut und es ist so beruhigend zu wissen, dass man mit all den Schwieigkeiten in der Selbstfindung nicht alleine da steht.
Liebe Grüße,
Kim
P.S.: und wie sympathisch, dass du auch ein Pferdemensch bist 😀
Hey Kim,
„Aber endlich ist mir klar, dass ich niemandem was schuldig bin. Nur mir selbst“ – JA JA JA 🙂 Ich wünsche Dir, dass Du zur Ruhe kommen kannst und die Schwierigkeiten und Fehler mit Selbstliebe und wohlwollend sehen kannst – sie alle haben Dich zu dem Menschen gemacht, der Du heute bist und so bist Du genau richtig 🙂
Liebe Grüße!
Andrea
PS: Und Du auch ein Hundemensch!
Der Artikel hat mich umgehauen. Danke fürs Mut machen. Egal was andere über mein Leben sagen, jetzt weiss ich erst Recht, das ich auf den Richtigen Weg bin. Hab heute auch wieder entrümpelt. Spende fast immer, was noch hübsch und verwendbar ist. Dein Blog ist wunderbar. Sehr inspiriert. Dankeschön 💕
Liebe Daniela,
immer gerne 💕 und ich sag danke für Deine lieben Worte 💕