Vor ungefähr einem Jahr stolperte ich über diesen Artikel auf Edition F. Eine Frau namens Carina Herrmann, von der ich zugegebenermaßen davor noch nie gehört hatte, schrieb über ihren Burnout. Und boy, hatte ich keine Ahnung, wie sehr sich mein Leben von diesem Moment an verändern würde.
Die ersten Worte von Carinas Artikel haben sich damals so tief in mein Unterbewusstsein gegraben, dass ich sie heute noch blind rezitieren kann.
„Ich liege in meinem Bett und starre die Decke an. Ich möchte nicht aufstehen. Ich möchte nicht zur Arbeit. Ich möchte einfach nur liegen und schlafen.“
Damals war ich gerade frisch zurück aus der Klinik, ich verbrachte meine Tage genau so, wie sie das beschrieb. Eine firmeninterne Versetzung von einer Voll- in eine Teilzeitstelle stand bevor, der erste Arbeitstag war der 1. Dezember. An diesen Tag kann ich mich nicht mehr erinnern. Die Versetzung stand an, weil ich unbedingt noch nebenberuflich studieren wollte, Du erinnerst Dich.
Dass das so nicht geht, wurde mir recht schnell klar. Und vor allem habe ich gemerkt, dass ich im Grunde etwas ganz anderes will.
Zufall ist nur ein anderer Name für Schicksal
Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.
-Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Ich glaube aus vollstem Herzen nicht an Zufälle. Und deshalb habe ich mich an diesem Tag gleich für den Newsletter von Carinas Blog Um 180 Grad eingetragen.
Ungefähr wusste ich nämlich, dass das etwas war, das ich wollte. Schreiben, den fünften Blogversuch mal nicht nach 3 Artikel auslaufen lassen, sondern am Ball bleiben. Meine Erfahrungen mit Dir teilen, ja, genau, das war es, wonach ich suchte!
Anfang Januar legte ich den Grundstein und meldete mich beim Blog Camp an. und am 21. Januar (ich hab mal in den Mails gewühlt) bekam ich die Zusage für ein intensives Mentoring mit Carina.
Im April habe ich So little time gelauncht.
Drei der besten Entscheidungen, die ich bis dato getroffen habe.
Im Juni nahm Suze zu mir Kontakt auf und vermutlich hatte sie keine Ahnung, wie sehr auch sie mein Leben verändern würde.
Warum ich Dir das jetzt alles erzähle?
Puzzleteile und mein Mount Everest
Das Leben ist ein Puzzle-Spiel. Erst wenn wir alle Teile an die richtige Stelle gesetzt haben, können wir es verstehen.
-Dr. Gerhard Strobel
Weil alle diese Einzelteile, das Zusammentreffen mit Carina und Suze, mein Wunsch, zu helfen und zu schreiben, meine Krankheit, die Entscheidungen, die ich getroffen habe, die abgebrochenen Studien, die Verzweiflung, die Angst und die Überwindung mich dahin gebracht haben, wo ich heute stehe.
Der Weg war anstrengend und ist gepflastert mit Blut, Schweiß und verdammt vielen Tränen.
Aber ich bin angekommen, ganz oben.
Auf dem Gipfel meines persönlichen Mount Everest.
Aus einem guten Gefühl heraus und mit einem Schwarm aufgeregter Vögel, der in meiner Magengrube flatterte, habe ich am Freitag vor drei Wochen meine Kündigung eingereicht.
Während des Gesprächs mit meiner Chefin war ich viel zu euphorisch für den Umstand, dass ich gerade einen festen Vertrag ohne Befristung mit verhältnismäßig gutem Gehalt und viel Freiraum kündigte.
Ich habe auch keinen negativen Grund, ich habe meine Krankheit ganz gut im Griff (okay, den Grat zwischen Unterdrücken und Rausschreien bekomme ich in den Griff!).
Und genau deshalb war jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Kündigung erfolge aus einem verdammt guten Gefühl mit drei der besten Gründe der Welt:
- Uns erwartet im nächsten Jahr ein großes Abenteuer im Ausland (außer unsere Pläne ändern sich wieder, kann vorkommen, der Mann ist spontan genug für 5 und ich lern das schon auch noch – ehrlich)
- Ich möchte unseren Hund Hamlet wieder zu uns holen, wir leben seit 2 Jahren getrennt, das geht einfach nicht noch länger.
- Ich habe noch so viel vor mit So little time, mit Fülleleben und so viele gute Ideen, die im Moment ungelegte Eier sind, bei denen ich noch nicht weiß, ob und wenn ja, was für ein Vogel aus ihnen schlüpfen wird!
3 Lektionen die der Weg zum Gipfel mich gelehrt hat
Wahrscheinlich kannst Du Dir schon denken, dass ich Dir das jetzt nicht einfach nur so erzähle, um Dich auf den neuesten Stand zu bringen. Was mir auch wichtig ist, versteh mich nicht falsch! Es war wirklich nicht leicht, dieses Geheimnis zu wahren – ich posaune normalerweise alle meine Neuigkeiten hinaus in die Welt!
Aber ich habe in den letzten Wochen auch folgendes gelernt:
Alles was Du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest Du auch sagen.
-Voltaire
Viel wichtiger sind diese 3 Lektionen, die ich Dir mitgeben möchte.
1. Nichts im Leben passiert ohne Grund
Manchmal ist es ein Klick, eine Nachricht, eine Botschaft, die Du unterbewusst aufschnappst, ein langgehegter Wunsch oder auch ein Sturz – sie alle sind Puzzleteile, die zusammengefügt ein Bild ergeben, auch wenn Du im ersten Moment nicht erkennst, an welcher Stelle sie passen.
Vor einiger Zeit stolperte ich über eine Übung: Am Abend sollte man sich ins Bett legen und dann rückwärts durch seinen Tag gehen.
Also: Ich habe mich ins Bett gelegt, ich habe Zähne geputzt, Schlafanzug angezogen, mich gewaschen, die Küche aufgeräumt, Abendbrot gegessen… Wofür genau die Übung gedacht war, weiß ich gar nicht mehr, aber probier das mal aus! Ich bin ungefähr bis „Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen“, bis ich einfach keine Lust mehr hatte.
Deine Tage sind eine Sammlung so vieler Taten und sie alle in Summe haben Dich dahin gebracht, wo Du diesen Artikel jetzt gerade liest. Du weißt also nie, wofür ein Erlebnis, auch wenn es für Dich negativ war, gut ist! Sei offen!
2. Es gibt so etwas wie Sicherheit nicht
Mut bedeutet nicht, dass Du keine Angst hast, sondern nur, dass es etwas gibt, das Dir wichtiger ist. Die Mutigen leben vielleicht nicht für immer, aber die Vorsichtigen leben gar nicht.
-Meg Cabot
Den entscheidenden Schubs zu meiner Kündigung gab mir Suze, die – nachdem ich ihr aufgezählt hatte, wie ich jetzt vor der Kündigung meinen „Notfallfonds“ noch auffüllen wollte, verblüfft sagte, dass ich von dem Geld, das ich habe, 1-2 Jahre leben kann. Und zwar OHNE einen Finger krumm zu machen.
Natürlich hatte sie mit ihrer Aussage recht und ein kleiner Teil (der, der sich kaputtlacht, wenn der Rest von mir manchmal schreiend im Kreis läuft) wusste das auch.
Wir Deutschen sind oft so, oder? Wir setzen auf 200% Sicherheit. Jetzt noch 10.000 Euro sparen, noch einen Studienabschluss, ein Praktikum, noch eine Weiterbildung. Ein Haus kaufen, abbezahlen und dann ist es endlich sicher, dann kann ich es wagen. Und dann? Finden wir immer noch eine Ausrede, noch ein Treppchen, das wir erklimmen müssen, noch ein Netz und doppelten Boden, die es einzurichten gilt.
Prinzipiell ist es ja auch nicht schlecht, auf eine gewisse Sicherheit zu setzen. Nur irgendwann reicht es dann auch. Mit einer ganzen Armada an Bademeistern und Rettungsschwimmern um Dich herum, kannst Du es wagen den Beckenrand loszulassen. Und auch wenn Dir gefühlt das Wasser bis zum Hals steht, kannst Du dann endlich anfangen zu schwimmen.
3. Der richtige Zeitpunkt ist genau JETZT
Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.
-Chinesisches Sprichwort
Du hast noch alle Zeit der Welt, Du bist ja noch so jung, Wenn Du dies, das oder jenes erreicht/ abgeschlossen hast, dann…
Wie oft hast Du einen dieser Sätze schon gehört oder selbst gesagt? Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei. Und dann stolpere ich über Artikel wie diesen hier und habe einen Kloß im Hals, Tränen in den Augen und ein Lächeln auf den Lippen.
Das Leben ist verdammt schön und verflucht kurz, immer zu kurz. Wenn Du etwas verändern willst, dann tu. es. jetzt. Irgendwann gibt es nämlich kein morgen oder später mehr. Tu es jetzt, mach halt, mach Dir nicht so viele Sorgen. Am Ende wird immer alles gut!
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt. Und ja, natürlich wirst Du Angst haben, ich hab auch Angst. Aber die Neugierde auf das, was kommt, die Dankbarkeit und Aufregung wird so viel größer sein, als Deine Angst, das verspreche ich Dir.
Vielen Dank, dass Du mit mir den Weg bis hierher gegangen bist und ich hoffe, Du bist ebenso gespannt auf das, was kommt, wie ich!
Liebe Andrea,
wow ich liebe diesen Artikel. Du erzählst Deine Geschichte so, dass man sie in Deinen Worten fast selbst mitfühlt. Mag sein, dass das bei mir noch ein bißchen stärker so ist als bei anderen, weil ich ja selber gerade eine ähnlichen und doch ganz anderen Weg gehe.
Glückwunsch zu Deinem Entschluss, ich weiß Du wirst das alles so mega rocken!
Ich freu mich drauf, weiter dabei zu sein 🙂
Deine Suze
Liebste Suze <3
Wir beide werden das alles so richtig rocken! Ich bin so gespannt, wie es weitergeht! SO gespannt <3
Ich umarme Dich!
Hi Andrea,
yeah, du hast es getan! Fetten Glückwunsch! Und zwar nicht zur Kündigung, sondern weil du einfach mutig deinen Weg gehst. Keine Ausreden, kein „Vielleicht bin ich ja gar nicht stabil genug“, sondern einfach mal probieren, was das unsichere Leben so mit sich bringt.
Ich bin sicher, dass du nichts bereuen wirst und wünsche dir alles erdenklich Gute für deine Projekte und vor allem für das neue Leben.
Liebe Grüße
Mischa
Lieber Mischa,
ja, es ist wahnsinnig aufregend und echt oft schreiend im Kreis laufen 😉 Vielen lieben Dank für Deine Worte, Du weißt gar nicht, wie viel sie mir bedeuten 🙂
Alles Liebe
Andrea
Liebe Andrea,
ich finde deinen Schritt sehr gut und mutig. Und folgerichtig.
Auf deinem Blog lese ich schon eine ganze Weile mit. Du berührst mit deinen Texten und regst so zum Nachdenken, zu einer Innenschau an.
Ich bin sehr neugierig auf deinen weiteren Weg und drücke dir ganz fest die Daumen.
Herzliche Grüße,
Sabine
Liebe Sabine,
Du hast mich gerade so zum Lächeln gebracht <3 Vielen, vielen lieben Dank für Deine Worte! Es freut mich so, dass Du hier bist!
Ich verrate Dir eins: Mit der Neugier, da sind wir schon zu zweit hihi 🙂
Alles Liebe
Andrea
Liebe Andrea,
ein wunderbarer Artikel, der mich wirklich sehr berührt. Ich bin ganz frisch bei dir, und werde mich in den nächsten Tagen erstmal komplett einlesen 🙂
Danke für deinen Mut, deinen Weg mit uns zu teilen.
Das macht auch mir Mut, nicht auf einen Zeitpunkt x zu warten, sondern jetzt loszulegen.
Alles Gute für dich,
Sandra
Liebe Sandra,
herzlich Willkommen in meiner kleinen Ecke des Internets! Mach’s Dir bequem und fühl Dich wie Zuhause. Wenn Du was brauchst, sag Bescheid 🙂 Einen Überblick über alle Artikel findest Du im Archiv!
Und das freut mich gleich noch mehr! Beckenrand loslassen und schwimmen ist das allerbeste <3
Alles Liebe
Andrea
Guten Morgen Andrea,
durch eine Freundin bin ich gerade auf deinen Blogpost aufmerksam geworden. Hut ab, dass du den mutigen Schritt der Kündigung gegangen bist! In vielen deiner beschriebenen Punkte finde ich mich wieder. Ich war selbst einige Zeit aus dem Job raus (bei mir war es wegen meiner Depression), bin in Teilzeit gegangen und so weiter. Ich erlebe es auch immer wieder, dass sich ein Puzzlestein zum nächsten fügt, auch wenn mir am Anfang vielleicht nicht ganz klar ist, wo es denn nun rein passen soll. Zur Zeit puzzle ich noch an ein paar Baustellen rum bzw. ich lasse mein Leben puzzeln und achte auf die kleinen Hinweise, die es mir gibt.
Auf meinem Blog ist meine Depression und mein Umgang mit ihr ein fester Bestandteil meiner Blogposts. Wenn du magst, schau mal rum!
Ich wünsche dir viel innere Kraft und Zuversicht für die Zukunft!
Liebe Grüße,
Frauke
Hallo liebe Frauke,
herzlich Willkommen! Das Leben puzzeln lassen und auf die kleinen Hinweise achten – großartig ausgedrückt 🙂 So handhabe ich das auch sehr oft, allerdings hab ich gern das Szepter in der Hand und lege die Teilchen gerne selbst 😀 Das mit dem Loslassen lerne ich aber schon noch 🙂
Ich hab gerade schon mal auf Deinem Blog geschmökert – finde ich total klasse! Kennst Du schon mein Projekt Karten gegen Depressionen? Vielleicht hast Du ja Lust, bei der 2. Runde dabei zu sein?
Ein erfolgreiches Neues Jahr für Dich!
Alles Liebe
Andrea
PS: Dein Hund ist zuckersüß <3
Liebe Andrea, das ist ein so wundervoller Artikel. Danke dafür! Du machst Mut und sprichst mir aus dem Herzen.
Du bist so unglaublich authentisch ❤️.
Ganz liebe Grüße Michaela
Liebe Michaela,
ich danke DIR! ❤️
Alles Liebe
Andrea