Tag für Tag bist Du von den unterschiedlichsten Zeitfressern umgeben. Ich nenne sie am liebsten Eichhörnchen, weil ich sofort an die niedlichen, flauschigen Gesellen denken muss, die im kleinen Park vor unseren Fenstern leben.
Fast jeden Tag kann ich sie beobachten, während ich am Esstisch sitze und arbeite. Ich verfolge sie dabei, wie sie behände durch die dicht belaubten Baumkronen navigieren. Wie sie sich die rauen Baumstämme hoch und runter jagen. Das rote das schwarze mit dem weißen Fleck auf der Brust. Und umgekehrt.
An manchen Tagen denke ich mir, dass sie dort nur herumspringen um mein Durchhaltevermögen zu testen. Schaffe ich es heute, mich mit dem Blick an meinem Laptop festzuhalten? Schaffe ich es heute, standhaft zu bleiben und weiterzuarbeiten, während sie unseren Balkon nach Nüssen durchsuchen?
Jeder von uns hat mit verschiedensten Eichhörnchen zu kämpfen, manche sind süß und flauschig und Du starrst ihnen liebend gerne den ganzen Tag verträumt hinterher; andere würdest Du manchmal am liebsten an die Wand klatschen, weil sie Dich immer und immer wieder ablenken, von dem, was wirklich wichtig ist.
Diese Eichhörnchen turnen am häufigsten vor Deinem Fenster umher
Während früher junge Menschen über Büchern brüteten und von ihren Eltern hörten “Hast Du nichts sinnvolleres zu tun, als zu lesen?” [sic!], sind wir im 21. Jahrhundert mit Zeitfressern anderen Kalibers konfrontiert.
Ich liebe Bücher zwar über alles, auch wenn ich alle bis auf 50 verkauft habe, ist Lesen immer noch eine meiner Lieblingsbeschäftigungen!
Wenn ich aber Bücher als Flucht vor dem Leben nutze und wichtige Vorhaben auf Eis lege, weil ich jetzt erst noch Teil 2 und 3 dieser tollen Trilogie lesen muss, fallen sie für mich in die Kategorie Eichhörnchen.
Manchmal ist das auch ganz wunderbar, manchmal brauchen wir Eichhörnchen ganz dringend, etwa um uns von etwas schmerzhaften oder traumatischen abzulenken, meistens vergraben sie aber den ganzen Tag lang Deine Produktivität in Häppchen in Grund und Boden.
Die 9 wichtigsten Eichhörnchen unserer Generation, die ich – aus eigener Erfahrung und in Gesprächen mit Dir, Freunden und Bekannten – identifizieren konnte, sind:
- Dein Smartphone
- Social Media
- Dein Computer und das Internet
- Der Fernseher
- Perfektionismus
- Aufschieberitis
- Zu viele Dinge gleichzeitig tun wollen
- Hilfsbereitschaft
- Selbstoptimierung
Schauen wir uns zunächst einmal an, was diese Eichhörnchen mit Dir anstellen, wenn sie vor Deinem Fenster herum hampeln.
Was wollen die Eichhörnchen von Dir?
Eigentlich ist es ganz offensichtlich: Sie lenken Deine Aufmerksamkeit auf sich und damit weg von dem, was wichtig ist.
Das ist das einzige Ziel, das diese Zeitfresser verfolgen.
Sie haben keinen Nutzen, sie haben keinen Selbstwert oder Mehrwert für Dich und Dein Umfeld.
Nehmen wir zum Beispiel Dein Smartphone, mit dem Du die unendlichen Weiten des Internets in Deiner Tasche herumträgst.
Mit einer Breitbandverbindung bringt es Dich jeden Tag um die ganze Bandbreite Deines Lebens.
Der Fernseher in Deinem Wohnzimmer, der Dir tagein, tagaus erzählt, wie schlimm die Welt ist. Und wer sich von wem hat scheiden lassen.
E-Mails, die immer dann eintrudeln, wenn Du gerade mitten ein einer Aufgabe steckst und die Dir immer das Gefühl geben, superwichtig zu sein.
Dein Computer, Shopping, ja sogar der Haushalt – alles ist recht, um Dich nur ja nicht fokussieren zu müssen.
Denn wenn Du Dich fokussierst, wenn Du all Deine Energie konzentrierst, dann können wahnsinnige Dinge passieren.
Du könntest merken, dass
- Du Dein Leben gar nicht so gut findest, wie es momentan ist.
- Du Bereiche Deines Lebens vernachlässigst, die für Dich wichtig sind oder noch schlimmer, dass Du Dich und Deine Bedürfnisse vernachlässigst,
- Du nicht glücklich bist.
- Du so viel mehr (er)schaffen kannst, als Du es bisher tust.
- Du ausbrechen willst aus Deiner Komfortzone.
Was macht eine Angewohnheit zu einem Eichhörnchen und warum solltest Du sie überhaupt loswerden wollen
Deine Komfortzone ist ein wunderschöner Ort, aber dort wächst niemals etwas.
-Unbekannt
Ein Ausbruch aus Deiner Komfortzone ist immer mit Kraftanstrengungen verbunden, häufig auch mit Unbehagen.
Glaub mir, ich hab es erlebt und ich könnte Dir ein Lied davon singen (tu ich aber nicht, meine Singstimme ist echt nicht die beste.)
Der Ausbruch kann langwierig und schmerzhaft sein. Und gleichzeitig kann er ganz leicht sein, wunderschön und befreiend und braucht ähnlich viel Mut, wie vom 5-Meter-Brett zu springen.
Das will die Stimme in Deinem Kopf – manche nenne es Dein Ego – auf gar keinen Fall.
Immer schön bequem soll es sein!
Egal wie schlimm das Verharren für den Teil von Dir, der nicht Ego ist, auch sein mag.
Deshalb hält es Dich immer schön abgelenkt, damit Du nur ja nicht zu lange an einer Sache knabbern kannst.
Die Frage, warum das negativ sein soll, ist berechtigt.
Schließlich habe ich doch gerade selbst gesagt, dass es auch gute Formen der Ablenkung, oder? Etwa, wenn Du an Liebeskummer leidest und Deine beste Freundin Dich aufmuntert. Oder wenn Du wütend bist und eine Runde joggen gehst.
Das große Problem an den ganzen Aufmerksamkeitsfressern, von denen Du umgeben bist, ist, dass sie Dich unglaublich viel Kraft kosten.
Wenn Du versuchst, zu „multitasken“, kostet Dich das ungefähr so viel Energie, wie eine Nacht in der Du nicht geschlafen hättest.
Oder stell Dir folgende Situation vor:
Gerade hast Du Dir überlegt, dass Du in Deinem Job unglücklich bist und gerne was verändern willst. Da gehst Du die Straße entlang und siehst eine tolle Tasche im Schaufenster.
Sie kostet 400€.
Na, wenn Du Dir sowas leisten möchtest, kannst Du auf keinen Fall einen schlechter bezahlten Job anfangen oder gar kündigen. Du bleibst wo Du bist und bewegst Dich nicht.
Das klingt nach einem krassen Beispiel, aber in Wirklichkeit ist es für Dich ganz normal, in diesen Dimensionen zu denken. Die meisten dieser Prozesse laufen unterbewusst ab.
Die Ablenkung lähmt Dich und hält Dich an Ort und Stelle. Das gilt es zu ändern, denn Dein Leben ist im Fluss.
Ich weiß, das klingt sehr spirituell, ist es aber gar nicht. Na okay, ein bisschen schon.
Es bedeutet, dass sich Dein Leben stetig vorwärts bewegt.
Dich abzulenken und in Deiner Komfortzone zu verharren, ist vergleichbar mit dem Schaukeln im Schaukelstuhl. Du bewegst Dich, aber Du kommst nicht vom Fleck. Diese Automatismen laufen übrigens nicht nur im Bezug auf Deinen Job ab. Beziehungen, die Dich nicht mehr erfüllen, Freundschaften, die Dir Kraft rauben, eine vollgerümpelte Wohnung, 250 ungelesene Bücher, sie alle verharren mit Hilfe der Eichhörnchen in Deinem Leben und beschweren es.
Es ist an der Zeit für eine Richtungsänderung. Fahr nicht länger im Kreis herum auf dem Karussell der Ablenkung sondern geh vorwärts, auf zu neuen Ufern!
Welcher ist Dein größter Ablenker?
Meistens gibt es nicht nur “den einen Ablenker” in Deinem Leben. Es ist wahrscheinlicher, dass Du unter mindestens zweien oder noch mehreren leidest.
Du verbringst Deine Zeit am Computer in Sozialen Netzwerken oder spielst während Deiner Aufschieberitis-Phasen am Smartphone herum, weil Du die Dinge auch gleich lassen kannst, wenn Du sie schon nicht perfekt erledigen kannst.
Hast Du schon eine Idee, welche Ablenker in Deinem Leben die Zügel in der Hand haben? Hast Du Dein Eichhörnchen auf der Liste gefunden oder ist es etwas ganz anderes, das vor Deinem Fenster herumturnt?
Bei welchem denkst Du nicht “Och wie süß” sondern eher “Lass mich endlich in Ruhe!”..?
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