Es gibt sie ja, die Menschen, die Dir im Brustton der Überzeugung erzählen, dass nur labile Menschen immer mal wieder down seien. Und dass sie selbst, ja also NIEMALS betrübt wären, man müsse sich halt zusammenreißen!
Jeder, der so einen Bullshit von sich gibt, soll mir das noch mal ins Gesicht sagen, wenn es anfängt, draußen wieder kalt, grau und dunkel zu werden.
So wie jetzt zum Beispiel.
In diesem Jahr scheint er früh dran zu sein, der Herbst.
Er ist nicht, wie in einem der schönste Zitate aus Harry Potter „frisch und golden wie ein Apfel“. Und besteht auch nicht – danke Pinterest – nur aus Kürbissen, Starbucks-Dates und Blätterrascheln.
Heute ist der Himmel über München grau. Es nieselt immer wieder. Das düstere Licht, der leichte Nebel, sie alle zaubern eine eigenartige Stimmung.
Der Herbst liegt in der Luft.
Und drückt watteweich und wolkenschwer auf’s Gemüt.
Herbstblues
Jedes Jahr steht er ganz plötzlich wieder vor der Tür.
Vorbei sind die langen, warmen Stunden des Sommers und Du weißt, was Dir blüht, naja oder eben auch nicht!
Der hässliche Bruder des Herbstes, der mit Eis und Schneematsch und diesem scheußlichen Ostwind, der Dir beißend ins Gesicht fährt.
Prophylaktisch wappnet sich Dein Gehirn schon mal, fährt den Energieverbrauch herunter.
Das Licht wird weniger, die Tage werden kürzer und das macht sich natürlich auch bei Deiner Stimmung bemerkbar. Durch das wenige Licht wird mehr Melatonin ausgeschüttet, das ist das Hormon, das für Deinen Schlaf zuständig ist.
Du bist hungriger (vor allem auf Kohlehydrate und Süßes), Du bist träger.
Um der vollen Breitseite der Herbstdepression zu entgehen, heißt es manchmal ganz tief in die Trickkiste greifen.
Und genau so eine habe ich für Dich gepackt.
Eine Erste-Hilfe-Box gefüllt mit Sonnenstrahlen, statt mit Medikamenten.
Und aus ihr zaubere ich Dir heute eine Anleitung zum Glücklichsein, wenn draußen alles düster scheint.
So wehrst Du Dich erfolgreich gegen den Herbstblues:
- Mach Dir eine heiße Schokolade (am besten mit Zimt und/ oder Kardamom – dazu einfach ein Stück Zimtstange und ein, zwei Kardamomkapseln in der Milch aufkochen, dann beides entfernen, Kakaopulver dazu und Rohrohrzucker oder Agavendicksaft) TIPP: Lass die Finger lieber von den Kakao-Fertigpulvern, die sind meistens eh nur Zucker mit Zucker.
- Koch Dir was Buntes (wer kann schon traurig sein, wenn auf dem Teller knalloranger Hokkaido neben hellgrünen Erbsen und signalroten Tomaten liegt? – Richtig, niemand! Und bunt heißt meistens auch gesund, solange es sich nicht um bunte Smarties handelt.)
- Verbringe so viel Zeit wie möglich draußen – das kann auch schon eine Runde durch den Park oder um den Block in der Mittagspause sein
- Sprich mit Deinem Hausarzt ob Du ein Vitamin-D-Präparat brauchst, denn ein Mangel drückt ganz gewaltig aufs Gemüt
- Umgib Dich mit warmen Farben – eine rote Decke über dem Bett oder ein oranger Schal machen gute Laune
- Such Dir ein Hobby – mein voller Ernst! Letztes Jahr im Herbst habe ich mit dem Häkeln begonnen und mir so den Herbstblues einfach von der Seele gehäkelt. Tolle erste Anlaufstelle sind Häkel- oder Stricktreffs (google hierfür z.B. Stricktreff STADT). Oder vielleicht kann eine gute Freundin häkeln und es Dir beibringen?
- Sammle bunte Blätter – nicht nur was für Kindergartenkinder, ein paar Blätter, ein paar Kastanien, Eicheln oder Bucheckern bringen das wohlige Gefühl aus Kindertagen zurück und mal ehrlich, der Kastanienigel war ne Wucht, oder?
- Kuschel Dich ein – egal ob in Deinen ersten selbstgehäkelten Schal (da sieht man die Unregelmäßigkeiten nicht so) oder eine weiche Decke
- Entdecke Deine neue Lieblingsband – gerade der neue Apple-Musicdienst, Spotify oder last.fm machen es Dir dabei sehr leicht. Gib eine Band ein, die Du magst und lass ähnliche Musik laufen. Mein liebster Soundtrack im Herbst sind: Florence & the Machine, Bear’s Den, George Ezra, Seabear, Beirut, Fleet Foxes, Horse Feathers und Of Monsters and Men (und noch gefühlte 100 andere)
- Schaffe Dir Lichtinseln – Nichts bringt mich mehr runter, als wenn es in der Wohnung düster ist, obwohl das Licht angeschaltet ist. Wir haben alle unsere Lampen mit LED-Birnen mit warmem Licht ausgestattet, das wirkt bei mir wahre Wunder.
- Leiste Dir einen Frisörbesuch – ich lasse mir jeden Herbst die Haare wieder noch kürzer schneiden, weil meine Mähne kein Fan von Mützen ist – neues Selbstbewusstsein ist ein Wundermittel gegen trübe Stimmung
- Küsse viel – beim Küssen werden Serotonine und Endorphine freigesetzt (ja, genau, DIE Glückshormone), Küssen baut Stress ab (Adrenalin und Dopamin hemmen die Schmerzempfindlichkeit, Kortisol, das Stresshormon wird außer Kraft gesetzt), durch den Bakterienaustausch boostest Du Dein Immunsystem und ja, schön ist es außerdem!
- Lies! In unserer Gesellschaft scheinen wir ein Problem mit dem Imperativ zu haben, aber ich sag trotzdem: Schnapp Dir ein Buch und lies! Besonders schön für mich im Herbst sind Kurzgeschichten, Familiengeschichten oder fantastische Geschichten (das hier lese ich gerade nochmal). Vielleicht ist es auch an der Zeit, Deinen alten Bibliotheksausweis zu reaktivieren? Übrigens: Wenn Du keinen Bock hast zu lesen, versuch es mit Hörbüchern! Im Audible-Probemonat bekommst Du ein Hörbuch gratis und bist Du Prime-Kundin sind es ganze 3, die Du für lau dazu bekommst!
- Geh in die Therme – wenn es neblig ist und nieselt ist so ungefähr das schönste, in warmem Wasser zu treiben. Vergiss nur Deine Mütze nicht für hinterher!
- Male etwas – Ölpastellkreiden bekommst Du schon für einen Appel und ein Ei, einen Bleistift hast du eh schon, dazu einen Skizzenblock und los geht’s. Falls Du – wie ich – auch aus dem Kunstunterricht traumatisiert bist, lass Dich davon nicht abhalten. Wie wäre es mit einem kleinen Beerenzweig oder einem bunten Blatt? Oder auch einfach nur herumexperimentieren mit Farbe? Ich male übrigens auch gerne mit Kaffee.
- Wo kann man graue Sonntage besser verbringen als im Museum? In München kostet der Eintritt an diesem Tag fast überall nur 1€, da bleibt sogar noch was übrig um danach noch einen schönen Tee zu trinken. (Mein Tipp, auch für Touristen toll: Je nach Kunstvorliebe eine der Pinakotheken und dann im Anschluss auf Tee und ein Stück chestnut cake – den gibt’s nur im Herbst – ins Victorian House in der Alten Pinakothek).
- Warte mit der Snail Mail nicht bis Weihnachten, sondern schreibe ins Blaue hinein einem lieben Menschen eine schöne Karte. Wie sagte schon Ralph Waldo Emmerson: „Glück ist ein Parfüm, das du nicht auf andere sprühen kannst, ohne selbst ein paar Tropfen abzubekommen.“
- Kauf Dir schöne Blumen – Neben Gladiolen und Sonnenblumen ist jetzt die Zeit der Hortensien und die sehen auch getrocknet noch zauberhaft aus!
- Lächle – auch wenn Dir gerade gar nicht danach ist, zieh die Mundwinkel nach oben und lass Dein Lächeln bis zu den Augen hinaufstrahlen, alleine die Bewegung Deiner Muskeln (der Augenringmuskeln um genau zu sein) meldet Deinem Gehirn gute Laune – das ist fast wie Zauberei, oder?
- Kurzurlaub: In Deiner Nähe gibt es bestimmt einen beliebten Ort, an den andere Leute fahren um Urlaub zu machen, oder? Bei uns ist das – neben der München selbst – der Chiemsee, der Tegernsee, die Alpen und natürlich das ganz nahe Österreich. Ein Tag in Innsbruck ist für mich wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Besonders liebe ich es, dort im Supermarkt ein paar Lebensmittel einzukaufen und mir so das Urlaubsgefühl mit nach Hause zu nehmen. In Österreich wäre das im Herbst natürlich das frischgepresste steirische Kernöl. Hmm… Wohnst Du vielleicht an der Grenze zu den Niederlanden oder zu Polen, zu Frankreich? Oder einfach nur zum nächsten Bundesland? Bingo – hinfahren, einen Tag Urlaub genießen. Besonders gut: Im Herbst ist es überall viel weniger überlaufen.
- Koch ein Gericht nach, dass Du im Urlaub gegessen hast oder mit dem Du sonst schöne Erinnerungen verbindest. Rezepte findest Du ganz einfach im Internet.
- Gönne Dir eine schöne Zeitschrift: Besonders gute Laune macht mir immer die Flow oder die Happinez – nimmt am besten etwas, das sich um Dich dreht und ohne Drama oder einem Fokus auf das Leid anderer Menschen auskommt (Stichworte Prominente, Königshäuser).
- Kauf Dir ein neues Parfum – jedes Jahr im Herbst gehe ich in eine Parfümerie und statte mich für das nächste halbe Jahr mit meinem Herbstparfum aus. Darauf freue ich mich jedes Mal!
- Melde Dich für einen VHS-Kurs an – in vielen bekommst Du jetzt noch einen Platz, denn das neue Semester hat gerade angefangen. Ich habe mich auch schon für zwei angemeldet und freue mich wahnsinnig! Tipp: Die VHS hat ganz oft sehr günstige oder auch kostenfreie Angebote
- Engagiere Dich ehrenamtlich – kaufe z.B. für einen alten Nachbarn ein, lerne mit Flüchtlingen Deutsch oder hilf im örtlichen Tierheim mit – das ist besonders gut für die Seele (nicht nur für Deine, siehe Punkt 17)
- Praktiziere Achtsamkeit
- Integriere Bewegung in Deinen Alltag. Das dunkle Wetter verleitet dazu, dass Du Dich zuhause einigelst. Bewege Dich mir, laufe zum Supermarkt, statt mit dem Auto zu fahren. Mach jeden Tag 15 Minuten Gymnastik oder Yoga (Anleitungsvideos findest Du auf Youtube)
- Achte noch stärker auf Deinen Schlafrhythmus. Dadurch, dass es morgens später hell wird und abends früher dunkel gerät der leicht außer Kontrolle. Gehe früh genug ins Bett und schau, dass Du mindestens 7 Stunden, besser sind mehr, Schlaf bekommst.
- Trauere nicht dem Sommer hinterher – der ist schwer, aber überleg mal: Wenn Du den ganzen Tag damit verbringst, Dich zu beklagen, dass der Sommer schon wieder vorüber ist, kommt er dadurch auch nicht zurück. Konzentriere Dich auf die schönen Seiten der bevorstehenden Zeit – denk nur an den magischen Moment, wenn der erste Schnee fällt und es sich immer noch genauso magisch anfühlt wie damals als Kind.
- Wenn Du gut auf Düfte reagierst, können ätherische Öle etwas für Dich sein. Lavendel beruhigt, Zitrone weckt auf, Salbei ist sehr angenehm (wenn Du den Geruch magst). Auch Bergamotte (das ist das Öl, das dem Earl Grey Tee beigemischt ist), soll bei Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit wahre Wunder bewirken!
- Teatime! Apropos Earl Grey – die Briten machen’s schon lang, bei uns wird das Ritual viel zu selten fabriziert. Mach Dir eine schöne Tasse oder Kanne Tee und genieße sie – in Ruhe! Oder lade Dir doch mal Deine beste Freundin ein zum Quatschen. Vorsicht: Kein Gossip! Der hilft Dir zwar kurzzeitig, Dich besser zu fühlen (weil Du Dich damit über andere erhebst), hinterlässt aber neben hässlicher Energie oft ein Schamgefühl. Sag nichts über jemand anderen, was Du selbst nicht über Dich hören möchtest.
- Trink genug – viel zu oft hören wir auf, genügend zu trinken, sobald der Sommer um ist, dabei ist es auch im Herbst genauso wichtig, hydriert zu bleiben! Halte Dich fern von gesüßten Getränken, Säften, Softdrinks usw. und greife stattdessen zu Wasser und ungesüßten Tees (schon zig-mal gehört, aber steter Tropfen…!)
- Ein Tag im Bett – habe ich kürzlich zum ersten Mal gemacht und ich fand es sooo gut! Smartphone aus, DVD mit neuem oder liebsten Film aussuchen, gutes Buch, eine Kanne Tee und einfach mal ein paar Stunden im Bett liegen. Dafür eignet sich auch der Sonntag besonders gut.
Ich werde diese Woche gleich mal meine eigenen Tipps befolgen und habe am Sonntag drei Stunden „ein Tag im Bett“ eingeplant.
Welchen probierst Du als erstes aus? Und hast Du noch weitere Tricks gegen den Herbstblues, die ich hier nicht erwähnt habe?
Katja
Liebe Andrea, vielen Dank für die vielen tollen Tipps.
Obwohl ich persönlich ja den Herbst liebe! Denn da ist die Luft schön frisch, aber es ist noch warm genug, um die Zeit draußen zu genießen – ich mags 🙂
Deine Tipps finde ich super! Ich wollte schon längst einmal Spotify ausprobieren und nehme das jetzt zum Anlass, das einmal zu tun.
Und die Idee mit dem Bett ist auch seeeehr verlockend 🙂
Liebe Grüße
Katja
Andrea
Liebe Katja,
total gerne!!
Ich liebe den Herbst auch sehr, nur die grauen Tage drücken mir auf die Stimmung 🙂 Und ich hoffe, Du magst Spotify! Ich nutze gerade testweise den Apple Musicdienst, bin von dem – im Gegensatz zu spotify – noch nicht so begeistert 😉
Alles Liebe
Andrea