Als ich letzte Woche auf Facebook gefragt habe, welchen Artikel du als nächstes lesen willst, hatte ich ein mulmiges Gefühl.
Ich habe mich gefragt: Was mache ich denn, wenn Du diesen einen lesen willst.
Und natürlich hat mich mein Bauchgefühl – wie immer – nicht im Stich gelassen. Genau der, dieser hier soll es sein.
Und ich verstehe Dich, auch mich hätte er am meisten interessiert.
Und doch winde ich mich beim Schreiben wie ein Aal um das, was ich wirklich sagen will.
Es ist nicht so, dass ich Angst hätte vor Deiner Reaktion. Es ist auch nicht so, dass ich keine Lust hätte oder keine Inspiration.
Ich will Dir eine kurze Geschichte erzählen, dann weißt Du bestimmt, was ich meine.
Kürzlich traf ich ganz unverhofft ein kleines Mädchen, knapp 4 Jahre alt. Beide Eltern arbeiten, sie ist sehr schüchtern. Aber ein bezauberndes Ding. Ich versuchte sie, in meine Aufgaben mit einzubeziehen. Sie mochte mich. Und dann plötzlich stolperte sie und fiel hin. Im ersten Moment verzog sie etwas das Gesicht und ich hatte sie auch schon im Arm. Und dann sah sie ihr aufgeschürftes Knie.
Und genau da fing sie an, herzzerreißend zu schluchzen.
Ähnlich fühle ich mich. Meine Knie sind aufgeschürft, ich spüre den Schmerz, aber erst das genaue Hinsehen macht ihn real.
Herdentier
Es ist beinahe lustig, dass das Wort „Herdentier“ in gängigen Online-Lexika zwei Bedeutungen innehat.
Zum einen natürlich das Tier, das in einer Gemeinschaft von Artgenossen lebt.
Und zum anderen „gleichartig handelnde Menschen in einer Menschenmasse“.
Der Mensch hat das natürliche Bedürfnis, dazuzugehören.
Auch wenn Dir erzählt wird, dass Dich die digitale Welt immer mehr zu einem Einzelkämpfer macht, bist Du im tiefsten Inneren doch nur eines: Ein Herdentier.
Deine Herde ist am Anfang klein, Mutter, Vater, Kind, enge Verwandte in variablen Zusammensetzungen. Je älter Du wirst, desto mehr Menschen werden Teil Deiner Herde.
Von Sandkastenfreunden bis hin zu Deinen Kollegen – sie alle vergrößern den Kreis um Dich.
Und unbewusst sorgen sie dafür, dass Du mehr Druck verspürst.
Denn sie alle haben Ansprüche an Dich. Und auch wenn sie nicht ausgesprochen werden, sind sie doch da. Ich führe ihn immer wieder gern an: Meinen Großvater der wollte, dass ich Annika bin und nicht Pippi.
Er eignet sich toll als Beispiel, denn mein Großvater glänzte in meinem Leben nur durch eines: Durch Abwesenheit. Und dennoch hat er es geschafft, mir eine der größten Hürden meines Lebens vorzusetzen.
In meinem Kopf entstand die Idee, dass ich um jeden Preis brav sein muss, denn sonst könnte ich ja nicht mehr dazu gehören. Die Herde könnte mich verstoßen.
Erinnerst Du Dich an das, was ich über das Regeln brechen geschrieben habe? Es sind die gleichen Mechanismen, die hier am Werk sind.
Beispiele wie meinen Großvater gibt es unzählige. Vielleicht hattest Du in der Schule Freunde, die Drogen nahmen oder rauchten. Hast Du es probiert um ihnen zu gefallen?
Ich schon.
Anders sein seit 1990
Wenn meine Mutter über meine Zeit im Kindergarten spricht, erzählt sie selten von Puppen oder Barbies.
Stattdessen erzählt sie von einem stürmischen Kind, das sie immer bei den Jungs suchen musste.
Gemeinsam unternahmen wir wilde Reisen auf der Holzlokomotive im Garten, wir spielten mit Autos und der Playmobil Pirateninsel, wir luden unsere Hände am Teppich auf und verpassten uns Stromstöße.
Wenn sie mich für einige Minuten alleine im heimischen Garten ließ, versuchte ich, über den Zaun zu klettern.
Als ich in die Grundschule kam, war ich die Größte und zugleich Jüngste.
Ich war das dicke Kind.
Ich war der Bücherwurm, die Pferdeverrückte, verbrachte ganze Nachmittage auf einem Bauernhof, kuschelte von Kälbern über Schweinen zu Katzen alles, was sich nicht bei 3 vor mir retten konnte.
Irgendwann entdeckte ich Barbies, aber meine Barbie und ihr Ken führten erbitterte Scheidungskriege und stritten sich um den Plastikhund – das hatte ich mal im Fernsehen gesehen.
Und dann kam die Pubertät.
Plötzlich erschien es mir erstrebenswert, genauso zu sein, wie die anderen.
Egal, wie schwer es mir fiel: Ich musste dazugehören.
Was war ich denn ohne sie?
Allein auf weiter Flur, verlassen, ohne den Schutz der Herde, den ich so dringend benötigte.
Ein einsames Glied einer Kette, die mich brauchte… Oder?
Also trank ich mit. Ich ging in Clubs, rauchte auch mal Gras. Ich suchte mir einen Freund, eignete mir einen Musikgeschmack an.
Im Rückblick waren die Jahre, in denen ich versucht habe, ein unauffälliger Teil der Herde zu sein, die beschissensten Jahre meines Lebens.
Erst jetzt merke ich, wie viel von mir selbst sie mich gekostet haben.
Denn als ich damit anfing, mir mein Leben genau anzuschauen, realisierte ich, in welchen Bereichen ich mich angepasst hatte.
Die Sache mit der Anpassung
Wenn Du Dich anpasst, kann das im Positiven, wie im Negativen, im Kleinen, wie im Großen und bewusst und unbewusst passieren.
Lass mich Dir ein Beispiel geben, damit Du verstehst, wie ich das meine.
Ich habe immer gerne gelesen. Als Kind ging es für mich einmal quer durch die örtliche Bibliothek. Und irgendwann fing ich an, Bücher zu kaufen. Ich wollte meine eigene Bücherei, ein Zimmer nur für mich, umgeben mit fremden Welten, in die ich jederzeit entfliehen konnte. Also kaufte ich. Damals war ich etwa 18.
Eigentlich hatte ich an einem Punk genug.
Eigentlich wollte ich irgendwann gar nicht mehr.
Eigentlich kaufte ich nur noch und las nicht mehr.
Die ungelesenen Bücherstapel – regal- und kistenweise! – setzten mich unter Druck. Wie sollte ich ihrer jemals Herr werden?
Aber dennoch schlug ich bei jedem (Bücher)Flohmarkt zu.
Jeder wusste doch, wie gern ich sie hatte. Sie zogen mich damit auf, verdrehten die Augen, wenn ich wieder voll beladen an ihrer Seite auftauchte. Und unbewusst erfüllte ich ihre Ansprüche an mich. Ich passte mich dem Bild an, das andere von mir hatten und machte es zum Teil meiner Identität.
Wenn ich sage „Ich merke, was mich das alles gekostet hat“, spreche ich durchaus auch vom Geld – aber nicht nur. Auch 1€-Bücher summieren sich, die neuesten Klamotten, dieses Paar Schuhe, das auf Instagram gehyped wird (und Dir eigentlich gar nicht gefällt), die Sammelleidenschaft, die Du als 15-jährige begonnen hast und Dich bis in Dein Erwachsenenalter verfolgt, obwohl Du längst über Elche, Eulen, Füchse hinweg bist.
Sie alle kosten Dich einen Teil Deiner selbst.
Der entscheidende Satz
Die Wende kam für mich nach einer lebensverändernden Körpertherapie-Stunde in der Klinik. Der Therapeut war ein großer, kräftiger Mann. Auf den ersten Blick nicht die Person, der Du zutraust, Dein Leben zu verändern.
Sondern eher der, dessen Übungen Du eben mitmachst und dann wieder vergisst.
Innerhalb weniger Minuten heulte ich wie ein kleines Kind. Das Thema der Stunde war die Haltung. Durch zwei, drei Impulse waren meine jahrelangen Verspannungen wie weggeblasen und ich merkte förmlich, wie sich durch den fehlenden Schmerz* eine Blockade in meinem Inneren löste.
Auf einmal konnte ich aufrecht stehen, meine Schultern fielen erleichtert von meinen Ohren weg, mein ganzer Hüftbereich entspannte sich und war ganz leicht.
Das klingt jetzt für Dich sicher komisch, aber dieser Moment hat mein Leben verändert.
Nach der Stunde sprach ich noch lange mit ihm und erzählte ihm von meinem Montagsgefühl. Ich erzählte davon, dass ich nirgendwo hineinpassen wollte.
Wie ein Puzzleteil, das versehentlich in der falschen Schachtel landet und das an keiner Stelle das Bild vollenden kann.
Und er sagte einen Satz zu mir: „Wissen Sie, wahrscheinlich sind Sie einfach nur früher erwachsen geworden, als die anderen.“
Bäm. Der saß.
Dieser Satz heißt nicht, dass ich besser war als die anderen.
Dieser Satz heißt auch nicht, dass ich mich klüger fühle, toller oder mich über andere erhebe.
Nein, dieser Satz drehte nur das Gefühl um. Anstatt die Schuld bei mir zu suchen und zu denken, dass ich falsch, ja sogar fehlerhaft war, gab er mir eine Erklärung für mein Nicht-Dazugehören an die Hand.
Ich war an einem anderen Punkt in meinem Leben, als die Menschen meines Alters. Für mich waren andere Dinge wichtig und wertvoll.
Ich liebte Kälbchen, die anderen ihre Puppen.
Ich las, die anderen spielten Nintendo.
Ich schaue gemütlich Serien zuhause, die anderen gehen in Clubs.
Kennst Du die Ziegen, die wie Schafe aussehen? Äußerlich sah ich – vereinfacht gesagt – aus wie ein Schaf, aber tatsächlich war ich eine Ziege.
Und das war auch der Moment in dem ich mein Anders-Sein, mein Nicht-Passen umarmen konnte.
Es ist nicht besser oder schlechter, es ist einfach unterschiedlich.
Wenn Du das Gefühl hast, nicht dazuzugehören, dann such die Schuld nicht bei Dir. Mit Dir ist nichts falsch. Es ist NICHT falsch, nicht Teil der Herde zu sein. Sag das Deinem Steinzeitgehirn! Und halte es Dir immer wieder vor Augen. Vor die Augen, die die Welt anders wahrnehmen, als die Menschen um Dich herum.
Ich male meine eigene Realität
-Frida Kahlo
Es ist OK, dass Du nicht dazu gehörst, weil es nicht DIE EINE Wahrheit für uns alle gibt.
Du erinnerst Dich sicher noch an #dressgate, oder? Als das Bild des blau/schwarzen, weiß/goldenen Kleides die Runde machte.
Wenn Du und ich noch nicht einmal Farben gleich wahrnehmen, warum gehst Du davon aus, dass die Welt ein Schema ist, in das Du zu passen hast?
Ich genieße heute mein Nicht-Passen. Ja, ich schaue lieber Serien, als feiern zu gehen. Mein Musikgeschmack bleibt undefiniert, weil ich mich nicht mehr über ihn zu einer Gruppe hinzudefinieren muss.
Ich treffe ungewöhnliche Entscheidungen – für mich.
Ich bin ehrlich mit meinem Umfeld, ich bin mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe, freigiebig.
Ich kämpfe aktiv gegen Stress und gegen den Hype der neuen Götter Multitasking und Beschäftigt sein.
Ich rate Dir zu unkonventionellen Methoden, ich bin spirituell und kann das inzwischen auch schon sagen, ohne Angst vor Deinem Urteil zu haben, weil es viele gibt, die immer noch an Eso-Jünger denken bei diesem Wort.
Ich trage die Spuren meines Lebens mit Freude mit mir herum.
Und ich möchte Dich dazu auffordern, das gleiche zu tun. Tu, was richtig für Dich ist. Tu was wichtig für Dich ist.
Freue Dich darüber, dass Du eine Ziege unter Schafen bist, oder vielleicht sogar der Wolf im Schafspelz.
Lebe Dein Leben nach Deinen Werten und Vorstellungen und freue Dich, dass Dein Puzzleteil nicht in jedes x-beliebige Bild passt.
Das ist, glaube ich, das größte Geschenk.
Teile diesen Artikel jetzt mit anderen Frauen!
*TIPP: Oft merkst Du nach Jahren den Schmerz schon gar nicht mehr, der sich durch verkrampfte Muskeln ergibt. Erst seine Abwesenheit wirst Du merken, es lohnt sich also, da einmal einen Osteopathen (oder Chiropraktiker, Craniosakraltherapeuten, Akupunkteur…) ans Werk zu lassen.
Liebe Andrea! Stell dir jetzt mal virtuell vor, wie mir die Tränen kullern. So tief hast du mein Herz berührt mit deinen Worten. Genauso ist es mir ergangen. Obwohl ich eher von abwesendem Vater spreche. Und einen sehr, sehr anwesendem, großartigen Grossvater. Er hat mir meine bunte Welt gezeigt. Deshalb, habe ich erkannt, auch Gutes zu finden in meinem Leben, was mich wachsend gemacht hat und mich inspiriert. Denn auch das prägt ungemein. Würde deinen Artikel gern auf meiner Seite teilen, darf ich? Grüsse dich ganz herzlich, Bernadett!
Liebe Bernadette 🙂
Ach, Du glaubst gar nicht, wie sehr mich Deine Worte freuen! Gerne kannst Du den Artikel teilen – als Link oder auf Facebook.
Es ist wunderbar, dass es einen Menschen für Dich gab/ gibt, der Dich für die Wunder der Welt sensibilisiert hat 🙂 Das ist sehr wertvoll!
Alles Liebe,
Andrea
Mal wieder super toll geschrieben. Ich gehe zwar nicht zum Ostheopathen, dafür aber zum Chiropraktor (ist wohl ursprüngl. mal vom selben Zweig entsprungen). Das emotionale, von dem du berichtest, hatte ich nach den ersten paar Besuchen auch!
Danke für diesen schönen Einblick 🙂
LG
Steph
Liebe Steph,
Wikipedia sagt mir, dass die Begriffe oft synonym gebraucht werden 🙂 Ich finde es total genial, dass Du diese emotionalen Empfindungen auch hattest! Für mich beweist das wieder mal, dass unsere Gefühle doch sehr viel mit dem Körper zu tun haben und er eben nicht nur die Hülle ist in der der Rest transportiert wird 🙂
Ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar <3
Andrea
Danke. Danke für diesen Artikel. Ich weiß genau was du meinst. Ich kenne dieses Gefühl von außen auf eine Gruppe zu blicken und das traurige Gefühl zu haben: Du bist nicht wie sie. Mittlerweile komm ich gut damit klar früher nicht so.
Ich finde es krass, wie sehr ich deine Beiträge lese und mich in jedem zumindest ein kleines Stück wiederfinde.
Danke dir für all das. Mach weiter so.
Liebe Sarah,
ja, das ist wahnsinnig schwer, das Nicht-Dazugehören. Ich glaube allerdings, dass es da draußen die richtigen Menschen für jeden gibt – selten die offensichtlichsten Exemplare (die coolen Kids 😉 ).
Und genau die richtigen Menschen finden Dich. Garantiert 🙂
Danke für Deine Unterstützung und Deine liebe Rückmeldung <3
Andrea
Hallo Andrea,
kenne ich, das nicht dazugehören, aber dazugehören wollen. Irgendwie um jeden Preis. Und das Gefühl zu haben, ein Zuschauer zu sein, ein Beobachter von außen. Weil ich nicht dazu gehöre. Egal, was ich anstelle. Irgendwann macht es klick und dann ist es Dir wurscht, dann bist Du Du und zufrieden mit Dir. Egal, was andere denken, Hauptsache, Du bist mit Dir im Reinen.
Liebe Grüße und schön, dass Du den Mut hattest, das offen auszudrücken,
Ivana
Liebe Ivana,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Das Zuschauergefühl kenne ich auch sehr gut, manchmal fühle ich mich sogar bei meinen Liebsten so. Aber ich glaube, es ist ganz normal, dass es auch im Kreise der wichtigsten Menschen manchmal das Gefühl gibt, eine Insel zu sein. Im Prinzip bist Du für Dich und ich für mich ja sowieso der allerwichtigste Mensch. Und zu Dir selbst gehören, das ist – da hast Du sowas von Recht – die Hauptsache 🙂
Alles Liebe
Andrea
Hallo Andrea,
ich habe Dich für den Liebster-Award nominiert.
Deine Beiträge inspirieren mich immer wieder. Auch dieser gibt mir einen Anstupser, damit ich einmal nachdenke, warum ich auch immer eine Ziege war. Der Vergleich ist super.
Ich bin durch verschiedene Erlebnisse in meinem Leben auch schneller erwachsen geworden. Sagen wir eher mal: Ich musste. Deswegen hatte ich irgendwann auf bestimmte Dinge einfach keine Lust mehr. Sie haben mich gelangweilt. Ich habe immer gedacht, dass an mir etwas falsch ist. Aber Du beschreibst es schon richtig: Ich bin einfach eher erwachsen geworden und andere Dinge hatten eine höhere Priorität.
Ich würde mich freuen, wenn Du meine Fragen vom Liebster-Award beantwortest. Hier geht es zum Beitrag: http://medienwerk-menden.de/liebster-award/
Danke für Deinen schönen Blog. Mach weiter so. 🙂
Lieber Gruß
Verena
Liebe Verena,
vielen Dank für Deine Worte! Du hast völlig Recht, an Dir ist nichts falsch (gewesen)! Auch wenn sich unterschiedliche Prioritäten oft so anfühlen!
Für den Liebster Award wurde ich schon einmal nominiert und ich werde es auch dabei belassen. Mein Redaktionsplan für So little time ist so prall gefüllt, ich platze, wenn ich die Themen nicht loswerde 🙂 Meine Antworten findest du übrigens in diesem Artikel!
Alles Liebe!
Andrea
wie kostbar ist dieser Artikel für junge Leute – die all das durchmachen, um dazu zu gehören. Dem Himmel sei Dank – das hört im Alter auf. Da wird das Leben weiter, spannender, leichtfüßiger. Freu Dich drauf.
Da freue ich mich wirklich drauf 🙂 Eine Kostprobe bekomme ich seit einiger Zeit – ich liebe es!
Hallo Andrea,
Ich habe deinen Blog heute entdeckt und finde ihn einfach super! Ich habe gerade mein Abitur gemacht und kenne diese Angst nicht dazuzugehören sehr gut. Alle bilden eine Gruppe in die ich nicht reinkomme bzw. auch gar nicht reinmöchte weil es mich nicht interessiert. Aber dann fühle ich mich auch schnell wieder einsam…
Hättest du vielleicht Tipps oder Tricks wie ich mit diesem Gefühl der Einsamkeit besser klar kommen kann? Wie hast du es geschafft zu akzeptieren nicht dazuzugehören?
Liebe Grüsse,
Ann-Kathrin
Liebe Ann-Kathrin,
ich bin ein bisschen spät dran, aber hier mal mein Brainstorming:
Was mir geholfen hat, war, mir Leute zu suchen, zu denen ich gepasst habe. Ich habe wenige Freunde, aber die sind einfach toll.
Inzwischen weiß ich, dass wir in unserer Gesellschaft schlechte Voraussetzungen haben, zu einer Gruppe zusammenzufinden. Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens mit Menschen, mit denen wir wenig gemein haben. Wir wohnen zufällig im gleichen Ort, wir sind ähnlich alt – das reicht, um uns jahrelang aufeinander zu stecken. Die Menschen, mit denen ich richtige Verbindungen eingegangen sind, erfüllen SELTENST diese Kriterien. Viel mehr brennen wir für die gleiche Sache (z.B. einen Verein, ein Hobby, einen Fandom, eine ähnliche Berufung usw) oder wir fühlen uns wie verloren gegangene Geschwister, die wir nicht gesucht, aber gefunden haben (so geht mir das z.B. mit meinem besten Freund, der Brite und drei Jahre jünger ist als ich – „zufällig“ über Twitter kennengelernt)
Es hilft also, outside the box zu denken, denn ich finde, wir Menschen sind nicht gemacht für Einsamkeit. Wir brauchen einander, wir brauchen unseren tribe, wie es auf Neudeutsch so schön heißt 🙂 Nur suchen wir oft an den verkehrten Orten.
Ich habe außerdem (und tue das immer noch) angefangen, wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer zu nehmen, sondern das gemacht, was sich für MICH gut anfühlt. Ich bin dorthin gereist, wohin ich wollte, ich habe die Jobs angenommen, die sich für mich gut angefühlt haben, ich habe Studien abgebrochen, weil sie zu der „Fantasie-Andrea“ passten, die ich selbst oder meine Mama im Kopf hatten, aber nicht zu dem Menschen, der ich wirklich bin.
Ein langwieriger Prozess, in dem ich immer noch drin stecke, ist auch, dass ich versuche, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Das hilft finde ich sehr bei dem Gefühl des „Irgendwas ist falsch an mir“ – NEIN! Wir sind alle goldrichtig, ganz genau so wie wir sind.
Generell gilt: wenn Du Dich verstellen musst/ sollst, ist es nicht Deine Gruppe. Du bist genau richtig so, wie Du bist und die Menschen Deines „Stammes“ werden Dich so sehen und erkennen und annehmen.
Ich hoffe, das hilft 🙂
Alles Liebe!
Andrea
Liebe Andrea,
Danke für den Artikel. Kannst du mir den Osteopathen/Körpertheraphie, bei welchem/r du warst nennen?
Ich würde gern mehr darüber in Erfahrung bringen und es mal ausprobieren.
Liebe Grüße,
A.
Hallo liebe A.,
der Körpertherapeut ist Teil des Teams der Klinik, in der ich zur Behandlung war. Für Osteopathie kann ich Dominic Höher aus Bayreuth empfehlen! Der Mann ist toll!
Alles Liebe!