Ich bin sprachlos. Passiert echt nicht oft, aber jetzt gerade fehlen mir echt die Worte. Verloren rühre ich den Milchschaum in meinen lauwarmen Kaffee.
Ich sitze am Tisch mit einer Kollegin. Wir sprechen über mich. Denn scheinbar ist mein Leben so spannend und darf offen diskutiert werden. So ist das eben, wenn Du nicht ins Schema F passt.
Die kleine Verteidigungsrede, die ich gehalten habe, war beeindruckend.
Ich bin gerade dabei, herauszufinden was ich eigentlich will. Wohin und was werden. Nur mit der Gegenfrage hab ich nicht gerechnet.
Und? Was willst Du werden?
Ohne Bösartigkeit gestellt und ich kippe hier trotzdem fast rückwärts vom Stuhl.
Ich wollte vieles werden, vieles sein. Mit 6 Jahren Schriftstellerin, mit 16 unsichtbar, mit 26 frei.
Und heute?
Bin ich gerade dabei, es herauszufinden.
Leider ist das für viele immer noch a) keine akzeptable Antwort und b) kein adäquates Lebensmodell.
Alles was sie hören ist: Ich weiß es nicht.
Und alles was ich dann rufen will ist BINGO!
Ich bin ein Mensch. Ich habe Facetten. Was mir heute Spaß macht kann mich morgen schon langweilen.
Vielleicht kennst Du das von Dir selbst. Du weisst genau, dass es so nicht weitergehen kann aber was Du stattdessen willst, da bist du Dir gar nicht so sicher.
Was willst Du werden?
Das ist eine der größten Fragen unserer Generation. Und zugleich eine der schwersten Bürden.
Vermutlich wurde sie Dir, wie mir, tausendfach gestellt. Ja, wahrscheinlich hast Du selbst sie Dir auch unzählige Male gestellt.
Denn wissen sollst Du das, am besten schon mit 8 Jahren. Einen genauen Plan haben, aber was realistisches soll es sein.
Idealerweise nichts mit Kunst. Vielleicht ja was mit Menschen?
Früher war ich so neidisch auf die, die wussten, dass sie Arzt werden wollten und sich von diesem Weg kein Stück abbringen ließen.
Und später auf diejenigen, die in ihren Jobs aufzugehen schienen.
Warum ging das bei mir nicht, habe ich mich gefragt und mich für meine Unzufriedenheit gehasst.
Warum kam bei mir nicht dieses Gefühl von Bestimmung. Von Angekommen sein.
Ich haderte. Stundenlang lag ich wach und grübelte.
Es gab so viele Leute, die meine Eltern fragten: Was soll nur aus der Andrea werden?
17, keinen Bock auf Arbeit. Sehnt das Ende ihrer Ausbildung herbei wie Harry Potter das Ende der Sommerferien.
Irgendwie haben diese Leute nie die eigentliche Hauptperson in diesem Theaterstück gefragt: Mich selbst.
Aber was hätte ich ihnen entgegnet? Vermutlich auch nur ein: „Ich weiß es nicht.“
Denn ich wollte nicht nur raus. Ich wollte Tierärztin werden, ein soziales Jahr machen, was mit Menschen studieren, Innenarchitektin und dann wieder Au-Pair in England sein.
Gemacht habe ich letztendlich nichts davon.
Und erst jetzt, mit 29 Jahren weiß ich, worum es eigentlich ging. Jetzt weiß ich, was ich sein wollte, schon immer und immer noch:
Ich selbst. Und glücklich.
Die Menschen, die meine Eltern fragen, was denn mal aus mir Querulantin werden soll, gibt es übrigens immer noch. Und ja, ich bin fast 30.
Die Suche nach dem Lebensglück
Die Suche nach dem Lebensglück hat in unserer Gesellschaft keinen hohen Stellenwert. Wenn Du Dich auf diesen Weg machst, wird es – leider – meist ein einsamer Weg.
Es wird wenige geben, die Dich ermuntern, geschweige denn Dich verstehen. Und noch weniger, die Dich einfach mal machen lassen oder sogar ein Stück mit Dir mitgehen.
Wenn Du schon länger auf So little time unterwegs bist, weißt Du, dass das für mich kein Gegenargument ist.
Sondern eines dafür.
Ja, vollkommen richtig: Den Titel der Querulantin habe ich nicht umsonst.
Immer wieder ärgere ich mich über das Schulsystem und unseren Umgang mit Kindern.
In der Schule lernst Du die Daten von längst vergangenen Schlachten auswendig, Du lernst multiplizieren und Texte analysieren. Aber für Dein eigenes Leben vorbereitet wirst Du in der Schule denkbar schlecht.
Wie wäre es, wenn Lebensplanung, auf Dein Bauchgefühl hören und Glücksforschung Unterrichtsfächer wären?
Wenn Du gelernt hättest, Entscheidungen für Dich und nicht für jemand anderen zu treffen. Wenn Du ermutigt worden wärst, Dein eigenes Leben zu leben, wenn unkonventionell kein unterschwelliges Schimpfwort wäre, sondern gar nicht existent?
Befrei Dich selbst
Die Sache ist die, Du kannst die nächsten Jahre damit verbringen, Dich darüber zu ärgern, wie ungerecht „das System“ ist. Du kannst Dich ärgern, dass Arbeiterkinder weniger oft studieren, dass die meisten von uns erst lernen müssen, was es bedeutet, erwachsen zu sein.
Oder Du kannst beschließen, Dich frei zu machen von all den Konventionen.
Du kannst Dich als Frau als Opfer fühlen, kannst Dich von allem und jedem objektifiziert fühlen, oder Du kannst selbst entscheiden, welchen Limitierungen Du unterworfen bist.
Du kannst Dich als Spielball der Ereignisse betrachten, oder anerkennen, dass Du frei bist. Frei, das zu tun, wo Dein Herz Dich hinführt.
Du kannst auf die Frage „Sag mal, was willst Du eigentlich werden?“ herumdrucksen und Dich in eine Sinnkrise stürzen lassen, oder Du erwiderst mit einem breiten Lächeln: „Was ich werden will? Glücklich!“
Denn das ist das einzige, was wirklich zählt.
Merk Dir diesen Artikel als Motivationsboost!
Sandra
BÄMM! Voll rein in mein Herzstübchen! Ich geh jetzt mit dem Hund raus, glücklich sein. :-*
Andrea
Von meinem Herzstübchen in Deins ❤ War auch gerade draußen mit dem Hund den Nebelmorgen genießen. Hach. Danke Universum (und danke Dir!) ❤
Karin
Volltreffer. Danke!
Andrea
Immer wieder gern! ❤
Pipa
Was für ein berührender Text, in dem ich mich absolut wiedererkenne! Ich wollte seit jeher „etwas mit Tieren machen“ oder „schreiben“. Nur stellte schnell fest, dass Berufe eben nicht immer auf das passen, was ichmachen möchte. Die logische Konsequenz war also, dass ich mich anpasste.
Nur um zu merken, dass sie alle zu eng sind! Die einzige, in die wir alle passen, ist wohl tatsächlich das Glück!
Ich finde es mehr als legitim, auch noch mit Ende 20, Anfang 30 oder wann auch immer den Fokus neu zu setzen. So. Bin jetzt mal damit beschäftigt, deinen Blog zu lesen. – Du hast einen neuen Fan! 🙂
Andrea
Hallo liebe Pipa,
ich fand Deinen Kommentar gar nicht verwirrt, sondern einfach nur vom Herzen kommend ❤ „Die einzige, in die wir alle passen, ist wohl tatsächlich das Glück!“ wunder-, wunderschön ausgedrückt, lieben Dank dafür!
Hach und natürlich auch für Deine Worte, schau Dich in Ruhe um, mach’s Dir gemütlich und herzlich Willkommen!
Deine Andrea
Pipa
Ich entschuldige mich für meine wirre Schreibe – war doch wohl zu enthusiastisch und zu schnell beim Abschicken. 😀 😀
Sollte so lauten:
Was für ein berührender Text, in dem ich mich absolut wiedererkenne! Ich wollte seit jeher „etwas mit Tieren machen“ oder „schreiben“. Ich stellte schnell fest, dass Berufe eben nicht immer auf das passen, was ich machen wollte. Die logische Konsequenz war also, dass ich mich anpasste.
Nur um zu merken, dass alle Schablonen zu eng sind! Die einzige, in die wir alle passen, ist wohl tatsächlich das Glück!
Ich finde es mehr als legitim, auch noch mit Ende 20, Anfang 30 oder wann auch immer den Fokus neu zu setzen. So. Bin jetzt mal damit beschäftigt, deinen Blog zu lesen. – Du hast einen neuen Fan! 🙂
Jana
Volltreffer!! Herz und Kopf erreicht und für mein erstes Lächeln heute gesorgt! Du hast so perfekt beschrieben, was in meinem Kopf vorgeht und womit ich mich seit zwei Jahren tagtäglich beschäftige. Ich bin in Aufruhr und durcheinander und oft weiß ich nicht wo ich stehe und wo ich eigentlich hin will. Aber alle anderen scheinen es zu wissen und eine genaue Vorstellung davon zu haben, was „klug“ und „richtig“ und „das Beste“ für mich ist. Das macht es schwer für mich, dass ich in diese gesellschaftliche Norm (so nenne ich es mal) nicht so ganz reinpasse und immer ein wenig anders denke, fühle und auch andere Prioritäten habe.
Wenn ich sage:“ Ich will einfach zufrieden sein und mich wohlfühlen in meinem Leben.“, dann bekomme ich Antworten, wie „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ oder „Wer fragt mich denn was ich will?“ oder „Du hast nicht mehr viel Zeit, du bist schon fast 30″…. Es ist frustrierend und ermüdend. Und vor ein paar Monaten saß ich nach einem solchen Gespräch wieder auf meiner Couch und dachte mir, was solls? Das Leben kein Wunschkonzert, aber vielleicht MEIN Ponyhof. Und ich will glücklich sein! Ich will zufrieden sein und nicht enden wie die vielen jammernden und unglücklichen Menschen um mich rum, die sich immer nur angepasst haben. Ich will nicht nur kopfgesteuert durchs Leben taumeln, ich will Herz-aufgeh-Momente und Konfetti im Leben. Ich möchte ich sein und kommt es nicht genau darauf an?
Seitdem konzentriere ich mich nur noch auf mich selbst.
Dein Blog berührt mich sehr und trifft mich direkt ins Herz. Ich liebe deine Seite und wie du die Dinge beschreibst.
Du warst vor ein paar Monaten der Anstoß für mich umzudenken und hast mit all deinen Worten seither mein Leben enorm beeinflusst.
Danke dafür!!
Andrea
Liebe Jana,
hach das ist toll, solche Volltreffer hab ich am liebsten ❤ Dein Leben ist DEIN Wunschkonzert, das Du spielst und dem Du lauschst – Du, sonst niemand! Bleib weiterhin so auf Deinem Weg, es klingt so, als wäre das genau der richtige ❤
Alles, alles Liebe (und tausend Dank für Deinen wunderbaren Kommentar, der mich direkt ins Herz getroffen hat!)
Deine Andrea
Nina
Eigentlich habe ich nur ein paar Tipps gesucht um mit dem ausmisten endlich vorran zukommen und bin dabei über deinen Blog gestolpert. Gerade aber dieser Artikel hat es mir besonders angetan. Nach so vielen irrungen und wirrungen der letzten drei, vier Jahre steh ich genau wieder an der Frage, uns was soll nun aus dir werden, das musst du doch nun mit spätestens 30 wissen. Nein, ich weiß es nicht, hab es vergessen oder bin einfach zu verunsichert. Exakt hier die Antwort in deinem Blog zu finden treibt mir gerad die tränen in die Augen und bei den tollen Kommentaren meiner Vor Rednerinnen fühl mich mich nicht mehr ganz so allein. Vielen dank dafür
Andrea
Hallo liebe Nina,
wie schön, dass Du hergefunden und nicht nur Ausmisttipps für Dich gefunden hast ❤ Du bist definitiv nicht allein da draußen, wir sind ganz viele und Du bist genug! ❤
Andrea x
Sabine
Danke liebe Andrea, du spricht mir aus dem Herzen, besonders mit diesem Satz „Du weisst genau, dass es so nicht weitergehen kann aber was Du stattdessen willst, da bist du Dir gar nicht so sicher.“
Du machst mir Mut meinen Weg zu gehen, egal was andere davon halten. Danke!
Daniela
Wow der Text passt voll auf mich. Ich bin echt begeistert. Deine Zeilen gehen mitten ins Herz. Danke das es dich gibt 💕
Cora
Also… hui… puuh… ich glaub, auf diesem Blog muss ich bleiben. Du hast gerade genau das beschrieben, was ich gerade fühle – und dass ich zur Zeit ebenfalls 29 Jahre alt bin, sorgt nicht dafür, dass ich mich weniger angesprochen fühle 😉 Selbst die Sachen wie „Aufregen über das Schulsystem und Umgang mit Kindern“. Wahnsinn. Hab mich selten so verstanden gefühlt – und gleich viel weniger allein.
Abgesehen davon, dass einige deiner anderen Blogartikel mich heute Abend schon zum Heulen gebracht haben, weil sie da in mir was auslösen, was wohl mal aufgearbeitet werden muss. Danke dafür!
Oliv
Ich bin per Zufall auf deinen Blog gestoßen und ich finde deine Worte wirklich toll und sprechen mir und und wahrscheinlich vielen anderen aus der Seele.
Ich kenne das Gefühl, getrieben zu sein von den Erwartungen anderer, diese erfüllen zu wollen und sie glücklich zu machen obwohl es gar nicht den eigenen Wünschen entspricht. Besonders im Hinblick auf den Berufswunsch.
Ich glaube aber auch, dass nicht jeder Mensch so denkt wie du und ich. Viele haben einen festen Plan von ihrem Leben und/oder gehen in ihrem einen Beruf voll auf und es schaut so aus als wären sie damit zufrieden. Ich wünsch mir auch, so jemand zu sein aber auf der anderen Seite bin ich nun einmal so. Ist zwar nicht immer einfach, wenn die eigenen Interessen oft wechseln und man selber nicht so genau weiß, was man wirklich will. Für diese Art von Menschen ist es völlig fremd, unschlüssig zu sein und nicht genau zu wissen was man will. Deshalb denken sie auch genau zu wissen, was zu einem passt und verstehen dann diese Unstetigkeit und Unschlüssigkeit nicht. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich nicht von diesen Meinungen einschüchtern zu lassen sondern zu seiner Unschlüssigkeit und somit zu seinem eigenen Weg zu stehen. Das ist leider leichter gesagt als getan. Deshalb tut es gut zu lesen, dass es anderen genauso geht wie einem selber!
Und du hast sowas von recht damit, dass das Wichtigste im Leben ist, glücklich zu sein.
Dein Text hat mich daran erinnert, dass ich mir schon früher, wenn ich einen Wunsch frei hatte, weil ich zum Beispiel eine Sternschnuppe gesehen habe, mein einziger Wunsch war, glücklich zu sein. Und das hat sich bis jetzt auch nicht geändert.
Es ist wichtig, öfter daran erinnert zu werden, dass eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, glücklich zu sein und es dazu oft nicht viel braucht. Auch deshalb finde ich deinen Text so toll.